Süddeutsche Zeitung

Prozess in München:Killerkommando angeheuert

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Aus Eifersucht beauftragte ein 31-Jähriger ein Trio, das seine Ehefrau und deren Geliebten töten sollte. Das Komplott scheiterte. Nun steht der Mann vor Gericht.

Alexander Krug

Er hat in Ungarn einen Menschen umgebracht und in München einen Doppelmord geplant. Doch die Schuld scheint Armos N., 31, nicht etwa bei sich selber zu suchen. Es ist seine Ehefrau, der er am Montag im Schwurgericht die Verantwortung in die Schuhe schiebt. Sie habe seine Liebe missbraucht, sie habe ihn ausgenutzt, und sie habe ihn mit seinem besten Freund betrogen. Staatsanwaltschaft und Gericht sehen das etwas anders: Armos N. droht nun nicht nur eine lange Haftstrafe, sondern auch noch die Sicherungsverwahrung.

Folgt man dem Geständnis, das Armos N. über seinen Anwalt Erik Buhlmann ablegt, dann begann alles im Jahr 1997. Damals heiratete der gebürtiger Rumäne mit ungarischen Wurzeln und deutschem Pass seine Landsfrau Noemi A., 31. "Er war unsterblich verliebt", sagt Verteidiger Buhlmann. Mit seiner Frau habe der "schüchterne, introvertierte und unsichere" Armos N. erstmals in seinem Leben eine Verbundenheit gefühlt, die ihn glücklich machte: "Sie war die perfekte Partnerin."

Doch im Laufe der Jahre sei Noemi A. immer anspruchsvoller geworden und habe ihm erklärt, "zu etwas Höherem" berufen zu sein. Sein Mandant sei panisch geworden, die Angst, seine Frau zu verlieren, habe überhand genommen. Der Verlust kam, als sich Noemi A. 2001 seinem besten Freund und Chef, dem Vermögensberater Heinz B., 54, zuwandte. "Für ihn brach eine Welt zusammen", sagt der Anwalt. Von da an habe sich eine "Eigendynamik" entwickelt, der Angeklagte habe sich in die Idee eines Mordkomplotts "hineingesteigert".

Staatsanwältin Daniela Tausend formuliert das etwas anders. Denn nicht nur "Rache, Hass und verschmähte Liebe" hätten den Angeklagte getrieben, auch Habgier habe eine Rolle gespielt. Dafür sprächen drei Lebensversicherungen, die Armos N. ohne Wissen seiner Frau auf deren Namen abschloss. Im Falle ihres Todes sollten so 770.000 Euro in die Taschen von Armos N. fließen.

Als erstes versuchte der Angeklagte, zwei ungarische Profikiller anzuheuern, denen er 50.000 Euro zahlte. Doch anstatt den Auftrag auszuführen, erpresste das Duo Armos N. Der sah sich nun nach einem anderen Killerkommando um und stieß Ende 2002 in Regensburg auf drei junge Männer: Konrad N., damals 20 Jahre, Azadin K. und Mehdi A., beide 19 Jahre alt. Ihnen erteilte der Angeklagte präzise Anweisungen: In einer Münchner Tiefgarage sollten sie Noemi A. und ihrem Liebhaber Heinz B. auflauern, ihn mit einem Elektrokabel erwürgen und sie mit einem Messer erstechen.

Angeblich wollte auch dieses Trio den Angeklagten nur "abzocken". Das jedenfalls erzählten die Drei in ihrem Prozess Ende 2003 vor der Münchner Jugendkammer. Fest steht, dass letztlich nur Konrad N. am 4. November 2002 zur Tat schritt und Noemi A. vor deren Wohnung in Perlach überfiel. Die junge Frau wehrte sich und schrie so laut, das er nach einigen Schlägen gegen ihren Kopf flüchtete.

Im Dezember 2003 wurde Konrad N. zu dreieinhalb Jahren Jugendhaft verurteilt. Zu diesem Zeitpunkt saß sein Auftraggeber Armos N. bereits in Ungarn im Gefängnis. Nach einer überstürzten Flucht aus München hatte er Ende November 2002 in Ungarn im Streit einen Mann erstochen. Das Urteil: 13 Jahre Haft. Etwa die Hälfte dieser Strafe hat Armos N. nun verbüßt, nach seiner Auslieferung aus Ungarn sitzt er derzeit in Bayreuth ein.

Sollte das Gericht eine Sicherungsverwahrung verhängen, droht ihm ein Leben hinter Gittern.

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SZ vom 21.07.2009
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