Prozess in München:"Ich habe dich geliebt wie Gott"

Ein 25-jähriger Mann steht in München vor Gericht, weil er das Bett der Ex angezündet haben soll. Er hatte sich eingebildet, dass sie nicht nur beruflich mit anderen Männern verkehrt, sondern auch privat.

Von Christian Rost

Charalampos C. soll seiner Ex-Freundin die Schlüssel für ihre Wohnung in die Hand gedrückt und gesagt haben: "Viel Spaß damit!" Was das bedeuten sollte, konnte die Frau zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen. Sie erfuhr erst später, dass das Schlafzimmer in ihrer Wohnung lichterloh brannte. Ihr Verflossener hatte das Feuer gelegt, weil sie die Beziehung mit ihm beendet hatte. Sie konnte seine Eifersucht einfach nicht mehr ertragen, was angesichts des speziellen Berufs der Frau ein besonderes Problem war - sie arbeitete als Prostituierte.

Charalampos C. muss sich seit diesem Dienstag wegen schwerer Brandstiftung am Landgericht München I verantworten. Der große, athletische 25-Jährige mit den zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenen dunklen Haaren macht einen gebeutelten Eindruck auf der Anklagebank vor der 12. Strafkammer. Erst die Trennung von der Frau, die er unbedingt heiraten wollte, dann die Untersuchungshaft - das kann den stärksten Typen umhauen. Und nun droht ihm eine Haftstrafe oder eine dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie, wenn die Kammer unter dem Vorsitz von Thomas Hense zu dem Schluss kommt, dass C. psychisch krank ist und von ihm weiterhin eine Gefahr für die Allgemeinheit ausgeht.

Wollte der Angeklagte das Feuer löschen?

Es ist ja auch etwas irre, was die Staatsanwaltschaft dem gebürtigen Russen vorhält. Am 30. Dezember 2013 soll er die Aubinger Wohnung seiner Ex mit einem vollen, fünf Liter fassenden Diesel-Kanister betreten haben. Die Frau hatte ihm vorher eine SMS geschrieben: "Verlasse meine Wohnung. Ich habe keine Gefühle für dich. Es ist vorbei." Und C. hatte geantwortet: "Ich habe dich geliebt wie Gott. Aber du bist nur eine Hure ohne Herz. Du verdienst mich gar nicht." Dann nahm er den Kanister und goss den Kraftstoff über dem Bett seiner Ex, auf einer Kommode und einem Schrank aus. Er hatte sich eingebildet, dass seine Freundin nicht nur beruflich mit anderen Männern verkehrt, sondern auch privat.

Um das zu kontrollieren, hatte er in ihrem Bett auch die Kopfkissen auf eine spezielle Art drapiert - dass sie dann öfters mal anders lagen, wenn der Lackierer vom Arbeiten nach Hause kam, stellte für ihn den Beweis ihrer Untreue dar. Jedenfalls zündete er das Bett an. Langsam begann es zu lodern. Der Angeklagte sagt dazu, er habe das Feuer bereits im Keim ersticken wollen: "Ich hab geguckt und gedacht: Was tust du? Dann habe ich einen Pullover draufgelegt. Es kamen nur noch ganz kleine Flammen raus."

Die Anklage hingegen geht davon aus, dass C. überhaupt keinen Löschversuch unternommen hat. Er sei mit einem Taxi zur Adresse gefahren, wo seine Ex-Freundin als Prostituierte arbeitete, habe ihr die Wohnungsschlüssel gegeben und sei dann weiter zum Flughafen, wo er eine Maschine nach Griechenland nehmen wollte. Auf seiner Flucht kam der Mann allerdings nicht weit. Noch am selben Tag wurde er festgenommen. In der Wohnung entstand ein Schaden in Höhe von rund 40 000 Euro. Sie war nicht mehr bewohnbar. Die Ex schrieb ihm per SMS: "Was hast du mit meiner Wohnung gemacht?" Der Prozess wird fortgesetzt.

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