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Prozess in München:Hohe Strafe nach Messer-Angriff vor Disco

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Wie es zu der Messer-Attacke kam

Wegen versuchten Mordes an einem Disco-Besucher hat das Münchner Landgericht einen Mann zu acht Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Dies teilte das Gericht am Donnerstag mit.

Der 27-Jährige und sein 34-jähriger Streitgegner waren im Mai 2013 nach einer Schlägerei aus einem Club in der Kultfabrik nahe dem Ostbahnhof geworfen worden. Der Urteilsbegründung zufolge fühlte sich der Angeklagte als Verlierer der Auseinandersetzung und suchte Rache.

Auf dem Weg nach draußen folgte er dem 34-Jährigen unbemerkt. In seiner rechten Hand hielt er ein Einhandmesser mit einer acht Zentimeter langen Klinge. Damit es niemand sehen konnte, hatte er seine Jacke über den rechten Arm gelegt.

Alkohol machte ihn aggressiver

Von hinten trat der schmächtige 27-Jährige an sein körperlich überlegenes Opfer her und stieß ihm das Messer in die rechte Nierengegend. Dies zeigte eine Aufnahme der Videokamera am Eingang. Der 34-Jährige erhielt eine knapp sieben Zentimeter tiefe Stichverletzung. Doch der Stich drang nur ins Fettgewebe ein und verletzte die Niere nicht.

Der Angeklagte kam vor vier Jahren für eine Therapie nach Deutschland. Er hatte während des Kosovokrieges Ende der Neunzigerjahre ein Trauma erlitten, als er mit ansehen musste, wie serbische Soldaten versuchten, einer Frau ihr Kind wegzunehmen. Da diese sich gewehrt habe, hätten die Soldaten es vor den Augen der Mutter mit Benzin übergossen und angezündet.

Weil sich sein Zustand trotz der Therapie in München nicht gebessert habe, setzte der 27-Jährige sein Antidepressivum ab und fing an zu trinken. Der Alkohol machte ihn allerdings aggressiver. Dass die Messer-Attacke vor dem Club für sein Opfer gerade noch glimpflich ausgegangen ist, sei purer Zufall gewesen.

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