Prozess in München:Fußballer verprügelt Autofahrer und wird verurteilt

  • Weil er sich über einen anderen Autofahrer ärgerte, stoppte ein 18-jähiger Vertragsfußballer sein Auto und verprügelte den Mann auf der Straße.
  • Nun wurde der heute 19-jährige Münchner zu zwei Wochen Dauerarrest und acht Monaten Führerscheinentzug verurteilt.

Von Susi Wimmer

Vorpreschen, sich behaupten, den Ball kräftig treten. Das sind Attribute, die jeder Profifußballer beherrschen sollte. Auf dem Fußballplatz.

Ein gerade mal 18 Jahre alter Vertragsfußballer allerdings war wohl nicht ganz bei Sinnen, als er diesen Kampfgeist im Straßenverkehr einsetzte: Er überholte eine Kolonne auf der Autobahn, ärgerte sich so über einen anderen Verkehrsteilnehmer, dass er sein Auto stoppte, ausstieg, und den Fahrer und seine Frau mit Fäusten schlug, und zusammen mit zwei Freunden auf den am Boden Liegenden in Fußballmanier eintrat.

Das Amtsgericht verurteilte den Münchner nun unter anderem zu zwei Wochen Dauerarrest und acht Monaten Führerscheinentzug.

Ein großer Stern am Fußballhimmel ist der heute 19-Jährige beileibe noch nicht. Er kickt bei einem Regionalligisten. Nur fünf Monate nach seinem 18. Geburtstag, im November 2015, war er mit dem Auto seines Vater auf der Autobahn A 9 bei Ingolstadt unterwegs. An einer Ausfahrt stockte der Verkehr und der junge Fahrer sah überhaupt nicht ein, sich hinten anzustellen. Stattdessen überholte er die Kolonne noch flugs und wollte sich dann vorne an der Ausfahrt hineindrängeln.

Das sah ein anderer Autofahrer nicht ein und ließ den Münchner nicht einscheren. Ein Auto weiter vorne war der Münchner erfolgreich, er schleifte in die Ausfahrt ein und stellte abrupt sein Auto quer. Dann stieg er aus und ging mit seinen beiden Begleitern nach hinten, direkt zu dem Fahrer, der ihm keine Lücke gelassen hatte. Der war mittlerweile mit seiner Begleiterin auch ausgestiegen. Wer die Mitfahrer des Fußballers waren, konnte vor Gericht nicht geklärt werden.

Erst im letzten Augenblick gebremst

Die Männer schubsten sich nun gegenseitig, und schon war eine Schlägerei im Gange. Auch die Frau bekam einen Schlag ins Gesicht ab. Als das Opfer flüchten wollte und auf dem Seitenstreifen ausrutschte und stürzte, stellte sich das Trio um den Wehrlosen und trat zu. "Ein anderer Autofahrer hat die Szene mit seinem Handy aufgenommen", erzählt Monika Andreß, Pressesprecherin am Amtsgericht. Anschließend machten sich der Fußballer und seine beiden Mitschläger aus dem Staub.

Noch während die Anzeige gegen den Münchner wegen vorsätzlicher und gefährlicher Körperverletzung lief, wurde er erneut im Straßenverkehr auffällig. Am 3. Januar 2016 fuhr der Fußballer laut Gericht "mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit und ungenügendem Sicherheitsabstand" auf ein anderes Auto auf, die Fahrerin wurde leicht verletzt.

Ein Zeuge sagte vor Gericht, ein hochtouriges Auto sei an ihm vorbeigeschossen, habe erst im letzten Augenblick gebremst und dann den Pkw gerammt. Anschließend sei der Unfallverursacher ausgestiegen und habe auf das Opfer eingeschrien und es unflätig beschimpft.

Neben dem Dauerarrest wurde der Münchner auch zu drei Beratungsgesprächen bei der Stadt München verurteilt, außerdem muss er sich im Institut für Rechtsmedizin einen Vortrag über die Folgen von Gewalt anhören. Das Gericht kam zu dem Schluss, dass der junge Mann aufgrund charakterlicher Mängel ungeeignet zum Führen von Kraftfahrzeugen sei. Deshalb sei eine Auszeit vom Straßenverkehr vonnöten, ansonsten stelle der heute 19-Jährige "eine Gefährdung für die Verkehrssicherheit" dar.

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