Prozess gegen mutmaßlichen Betrüger:"Warum war ich so blöd?"

  • Der Münchner Nader K. soll einen Immobilien-Händler mit falschen Darlehens-Versprechungen um mehr als 2,8 Millionen Euro betrogen haben.
  • Nun sagt Johannes S. im Betrugsprozess aus, weil er "auf die Märchen aus 1001 Nacht" hereingefallen sei.

Von Susi Wimmer

Sitzungssaal B 173 umfasst nur wenige Quadratmeter. Und doch können hier Welten aufeinander treffen. Wenn Johannes S. beispielsweise von Investitionstöpfen mit einem Volumen über 800 Millionen Euro spricht, oder dass ihm sein Freund, ein bekannter Hamburger Plattenboss, 380 000 Euro in bar überließ, damit er das Geld einem vermeintlichen Darlehensvermittler weiterreichen konnte, dann bekommt nicht nur Richter Gilbert Wolf große Augen.

Immobilien-Händler Johannes S. sagt vor dem Landgericht München I aus, weil er "auf die Märchen aus 1001 Nacht" des angeblichen Darlehensvermittlers Nader S. hereingefallen sei. Etwa 2,8 Millionen Euro verlor Johannes S. - und Nader S. steht wegen Betruges vor Gericht.

Johannes S. findet viele Umschreibungen für die Tatsache, dass Nader S. ihm über Monate hinweg immer wieder Geld oder teure Autos abgeluchst haben soll. "Ich frag mich heute oft: Warum war ich so blöd?", ist eine von ihnen, gefolgt von "im Rahmen meiner geistigen Umnachtung" oder "mein Arzt sprach von einer situativen Depression".

Johannes S. erzählt, er habe den gebürtigen Syrer im Dezember 2015 ausgerechnet über eine Frau kennenlernte, die auch als CSU-Schatzmeisterin tätig ist. Sabine L., Maklerin mit Anwaltszulassung, stellte die Herren einander vor. Nach der Trennung von seinem Partner hatte Johannes S. "Verbindlichkeiten in einstelliger Millionenhöhe abzulösen", und da kam Nader S. gerade recht.

Mit Geschichten wie der, dass er Mittler der Königsfamilie in den Vereinigten Arabischen Emiraten sei und üppige Darlehen besorgen könne, soll er Johannes S. geködert haben, ebenso wie mit seinem Auftreten. "Der hat die 500-Euro-Scheine im Bündel in der Hosentasche getragen", erzählt S. Im Spielcasino in Bad Homburg sei Nader S. eine schillernde und bekannte Figur gewesen, die beim Black Jack und Roulette Millionen verspielte. Zudem habe Nader S. eine Beziehung zu ihm aufgebaut, zu seinen Söhnen, selbst die Töchter der Männer waren befreundet und zockten im Casino.

Doch nachdem Nader S. immer wieder Vorleistungen für die Kredite verlangte, und kein Darlehen weit und breit in Sicht war, kippte die Stimmung. Nader S. soll ihm mit Mafia- und Mossadverbindungen gedroht haben, und dass er die Handynummern seiner Kinder habe. Er soll behauptet haben, Johannes S. habe seine Haushälterin vergewaltigt. Und der Angeklagte soll damit gedroht haben, der Ehefrau von Johannes S. über die Nächte mit Prostituierten in Bad Homburg zu erzählen.

Am Ende ging Johannes S. aber doch zur Polizei. "Ich möchte, dass das keinem anderen passiert, was Nader S. mit uns gemacht hat", sagt er. Das Schlimmste, fügt er an, sei für ihn die Enttäuschung darüber gewesen, dass ein Freund, einer, "der zur Familie gehört, dich in ein so großes Messer laufen lässt". Die Verhandlung wird am Freitag fortgesetzt.

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