Prozess gegen Enkel von Karl-Heinz Böhm:"Sie sind ein Blender"

  • Florian Bü. muss sich wegen Betrugs vor dem Münchner Amtsgericht verantworten
  • Er lieh sich in seinem Umfeld insgesamt 75 000 Euro, die er nicht zurückzahlen konnte

Von Christian Rost

Er war Darsteller in der ARD-Soap "Sturm der Liebe" und bezeichnet sich als Filmemacher: Florian Bü., Enkel des Schauspielers und Gründers der Stiftung "Menschen für Menschen" Karl-Heinz Böhm. Große Filmprojekte kündigte der 36-jährige Bü. in seinem Umfeld an und lieh sich dafür Geld - insgesamt rund 75 000 Euro. Zurückzahlen konnte er die Schulden nicht, weshalb er sich am Mittwoch vor dem Münchner Amtsgericht wegen Betrugs einfinden musste.

Laut Staatsanwaltschaft wusste er den klangvollen Namen seines verstorbenen Großvaters für sich zu nutzen. Im Februar 2008 wandte er sich an einen Tiroler Unternehmer und gab vor, ihm werde demnächst aus dem Erbe des in Österreich sehr verehrten Opas eine "erhebliche Geldsumme" ausbezahlt. Zwei Schuldscheine unterschrieb Florian Bü. als Sicherheit für ein dreimonatiges Darlehen des Unternehmers über 56 000 Euro.

Seine Mutter händigte den Geprellten ihren Schmuck aus

Das Geld, so die Anklage, verbrauchte Bü. dann nicht für ein Filmprojekt, sondern für seinen Lebensunterhalt. An die Rückzahlung dachte er offenbar überhaupt nicht. Als seine Mutter davon erfuhr, war ihr das angeblich so peinlich, dass sie dem Geprellten ihren Schmuck im Wert von 30 000 Euro als teilweise Wiedergutmachung aushändigte, wobei die Preziosen, wie sich herausstellte, nicht mehr als 1800 Euro Wert waren.

Auch auf Kosten seiner Ex-Freundin soll Bü. eine Zeitlang gelebt haben. Anfang 2012 zog er zu ihr nach München und erzählte, dass er 22 Millionen Euro geerbt habe und das Geld bald erhalten werde - was natürlich nicht stimmte. Die 36-Jährige aber glaubte ihm, zahlte seine Mitgliedschaft im Fitnessstudio, seine Rechnungen in Cafés und gab ihm täglich 20 Euro Taschengeld. Eines Tages war der Schauspieler aus der Wohnung seiner Freundin verschwunden. Sie hatte mehr als 8800 Euro für ihn ausgegeben. "Das Geld war weg, ich stand vor dem Nichts", sagte die Frau im Zeugenstand, die geglaubt hatte, Florian Bü. werde sie heiraten.

Weitere 10 000 Euro trieb der Angeklagte bei einem Österreicher auf, der sich in Australien als Investor betätigte. Auch diesem Mann gaukelte der Schauspieler eine baldige Auszahlung aus seiner angeblichen Erbschaft vor und präsentierte auf seinem Smartphone einen gefälschten Kontoauszug. Der Investor sah sein Geld ebenfalls nicht wieder.

Richter Matthias Braumandl bescheinigte dem Angeklagten, überall "verbrannte Erde" hinterlassen zu haben. "Sie sind ein Blender", wurde der Vorsitzende noch deutlicher. Bü. meinte: "Ich kann mich nur entschuldigen." Verurteilt wurde er wegen des ersten Betrugsfalles über 56 000 Euro, die beiden anderen fielen gar nicht mehr ins Gewicht. Zehn Monate Freiheitsstrafe, ausgesetzt zur Bewährung, lautete der Richterspruch. Zudem muss Bü. 300 Sozialstunden ableisten.

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