Prozess:Erniedrigt und misshandelt

Angeklagter soll sich über Monate an 15-Jähriger vergangen haben

Yusuf T. wirkt, als könne ihn nichts aus der Ruhe bringen. Er gähnt, blickt gelangweilt vor sich hin, lächelt mitunter und schüttelt den Kopf. Der 23-jährige Münchner, der sich seit Mittwoch vor dem Landgericht München I verantworten muss, soll 2017 über Monate hinweg eine damals erst 15 Jahre alte Schülerin 21 Mal vergewaltigt haben. Nach Verlesung der Anklage erklärte der Verteidiger von Yusuf T., Rechtsanwalt Andreas Schwarzer, lapidar, sein Mandant werde nichts zu den Vorwürfen sagen. Angaben zu seiner Person werde der 23-Jährige zu einem späteren Zeitpunkt machen, sagte Schwarzer und fügte hinzu: "Mal schauen, ob wir's brauchen." Am Rande des Prozesses bezeichnete der Verteidiger die Anschuldigungen des Opfers als "hanebüchen". Yusuf T. kam trotz der schweren Vorwürfe, die die Schülerin bei einem Ermittlungsrichter machte, nicht in Untersuchungshaft.

T. soll die 15-Jährige laut Anklage auf deren Schulweg in Haidhausen Ende Januar 2017 kennengelernt haben. Die beiden seien eine Beziehung eingegangen. Sie dauerte bis Anfang Mai und soll geprägt gewesen sein von den schweren sexuellen Übergriffen, aber auch Erniedrigungen durch den Angeklagten. Erstmals soll sich T. im Februar oder März 2017 an der jungen Frau im Haus seiner Eltern vergangen haben. Danach soll er zu ihr gesagt haben, sie sei jetzt "seins" und sie in der Folgezeit weitere 20 Mal vergewaltigt haben. Zudem wirft die Staatsanwaltschaft T. vor, er habe der 15-Jährigen einmal eine Kopfnuss verpasst, als er sah, wie sie mit einem Mitschüler aus der Schule kam. Ein andermal soll er ihr mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen haben, als sie sich im Fernsehen den nackten Oberkörper eines Mannes ansah. Der inzwischen 18-Jährigen bleibt vorerst eine Vernehmung vor Gericht erspart. Die Richter ließen sich deshalb das Video von der zweistündigen Vernehmung vor einem Ermittlungsrichter zeigen. Da es Details aus dem Intimleben der 18-Jährigen enthält, schloss die Kammer die Öffentlichkeit aus. Der Prozess dauert an.

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