Prozess:Das Schweigen des Arenc O.

Mann steht wegen zehn Einbrüchen vor Gericht, will sich aber nicht an alle erinnern

Von Susi Wimmer

"Ich möchte reden", sagt Arenc O. zu Beginn der Verhandlung am Landgericht München I. Zehn Einbrüche in Wohnhäuser, hauptsächlich im Norden und Osten von München, wirft die Staatsanwaltschaft dem 30-Jährigen vor. Insgesamt soll er Wertgegenstände, Schmuck und Bargeld im Wert von fast 77 000 Euro erbeutet haben. Allein bei einem Einbruch in Berg am Laim sollen ihm 40 000 Euro Bargeld in die Hände gefallen sein. Als das Gericht dann aber auf die einzelnen Fälle, Mittäter oder Hehler zu sprechen kommt, wird Arenc O. eher wortkarg und kann sich an so gut wie gar nichts mehr erinnern.

Konkret entsinnen kann sich Arenc O. nur an zwei Einbrüche in Wohnhäuser im Feldmochinger Franz-Sperr-Weg. Den Einbruch an der Josephsburgstraße mit der Beute von 40 000 Euro bestreitet er. Selbst an den markanten Einbruchsversuch an der Freimanner Rheinlandstraße mag er sich nicht erinnern. Das war im Juli 2017, kurz vor Mitternacht. O. versuchte, ein Fenster aufzuhebeln und löste einen akustischen Alarm aus. Der Bewohner erwachte, schaltete das Licht an und der Einbrecher sprintete davon. Bei den anderen Taten soll O. eher rabiat agiert haben: Fast immer warf er in den Abendstunden mit einem Stein die Fensterscheiben ein. Nach welchen Kriterien er sich die Objekte aussuchte, darauf hat er keine Antwort.

Glaubt man dem schmächtigen jungen Mann, dann begann sein Elend damit, dass sich seine Verlobte von ihm trennte und ihm sein Job als Elektriker bei einer Firma in Albanien gekündigt wurde. Schuld an der Trennung sei auch sein Alkoholkonsum gewesen, räumt er ein. Er habe immer mehr getrunken, Geld beim Glücksspiel verpulvert und bei der Bank sowie bei dubiosen Kreditgebern Schulden gemacht. Als letztere ihn bedrohten, sei er nach Österreich gegangen und habe auf einer Baustelle gearbeitet. Allerdings war Arenc O. auch dort nachtaktiv: Nach ein paar Monaten erwischte ihn die Polizei beim Einbrechen und er saß ein Jahr im Gefängnis.

Anfang 2016 sei er nach Deutschland gekommen, "zum Arbeiten", behauptet er. Sieben bis acht Bier habe er täglich getrunken, und da er Magenprobleme bekam und morgens nicht einmal einen Kaffee vertrug, schenkte er sich stattdessen ein Halbe ein. "Ich wollte hier nicht einbrechen, aber die Lage war schlecht."

Die Staatsanwaltschaft konfrontiert den Angeklagten mit der Tatsache, dass bei einem seiner Freund Teile des gestohlenen Schmucks gefunden worden seien. Und dass, wenn O. einräumt, dass dieser Freund sein Hehler gewesen sei, sich das günstig auf sein Strafmaß auswirken würde. Aber Arenc O. will nicht reden. Der Prozess wird fortgesetzt.

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