Süddeutsche Zeitung

Prozess:Besenstielräuber verklagt türkischen Lebensmittelhändler

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Von Christian Rost

Für den als Besenstielräuber bekannt gewordenen Harald Zirngibl geht es derzeit nicht nur im übertragenen Sinn um die Wurst, seit er versucht hat, den FC Bayern zu erpressen. Auch ganz konkret beschäftigt sich der 63-Jährige mit Fleischerzeugnissen: Er hat einen türkischen Lebensmittelhändler auf Rückzahlung von mehr als 9000 Euro verklagt.

Der Kaufmann wollte Ende 2014 eine Ladung "Meica"-Würstchen in die Türkei exportieren, Zirngibl beteiligte sich daran mit 7650 Euro. Das Geschäft ging schief, das Geld ist weg. Am Freitag versuchte der Ex-Serienbankräuber, seine Investition plus Rendite am Landgericht zurückzubekommen.

Zirngibl genoss den kurzen Moment an der frischen Luft

Zirngibl sitzt seit dem 22. Februar wieder im Gefängnis, in U-Haft in Stadelheim, weil er den FC Bayern mit Anschlagsdrohungen erpresst haben soll. Der Termin am Landgericht bescherte ihm nun ein paar Sekunden an der frischen Luft. Kurz vor 13 Uhr hielt ein Gefangenentransporter vor dem Justizpalast und ließ Zirngibl in Begleitung zweier Beamter aussteigen.

Den kurzen Moment außerhalb der Gefängnismauern genoss er sichtlich. Im Gerichtssaal erreichte er dann allerdings nur einen Teilerfolg. Nach zähem hin und her stimmte der Lebensmittelhändler in einem Vergleich zu, Zirngibl in Raten 3750 Euro zurückzuzahlen und zwei Drittel der Gerichtskosten zu übernehmen. Mehr kann der Mann nicht aufbringen.

Mit dem Geld kann Zirngibl momentan ohnehin nichts anfangen. Sollte er wegen der Erpressung schuldig gesprochen werden, muss er erneut mit einer längeren Freiheitsstrafe rechnen. Wegen 16 Banküberfällen, bei denen er die Türen mit einem Besenstiel verriegelte, war er bereits zehn Jahre in Haft. Er hatte 4,7 Millionen Mark erbeutet.

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Quelle:
SZ vom 05.03.2016
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