Das Haar von Rudolf K. ist schon sehr schütter. Er stützt sich auf einen Gehstock und hören tut er auch nicht mehr so gut, was kein Wunder ist, der Münchner feiert in ein paar Monaten seinen 90. Geburtstag. Zum ersten Mal in seinem doch schon längeren Leben nimmt er auf der Anklagebank eines Gerichts Platz. Der Tatumstand: Rudolf K. soll im Ottobrunner Phönix-Bad mit heruntergezogener Badehose mit dem Rücken an einer Massagedüse gestanden haben.
Wobei eine Dame, die gerade einen Unterwasserhandstand absolvierte, durch ihre Schwimmbrille "was rumschwimmen" hat sehen. "Dabei hatte er so einen entspannten Gesichtsausdruck", sagt sie. Deshalb also sitzt der 89-Jährige nun wegen "exhibitionistischen Handlungen" vor Gericht.
Badesaison:Freibäder wollen Fotoverbot rigoros durchsetzen
Ein Selfie auf der Liegewiese? Das könnte bald schwierig werden. Aus Angst, die Privatsphäre Dritter könnte verletzt werden, verteilen Freibäder nun Kamera-Aufkleber. Doch es formiert sich Protest.
"Ich bin ja schon seit 20 Jahren in dem Bad", erzählt der Rentner vor dem Amtsgericht. Und da ihn der Ischias-Nerv recht plage, massiere er dort an den Wasserdüsen die Pobacken. Da könne es schon passieren, dass die Hose runtergespült werde. Ob er an sich herumgespielt habe, will die Richterin wissen. "Wozu?", fragt der 89-Jährige zurück. Letzteres hat auch die Zeugin nicht beobachtet.
Wohl aber, dass er ein paar Minuten später auf einer Düsen-Liege im Innenbereich im Wasser lag und sich dort ebenfalls die Badehose nicht am richtigen Platz befand. Und wieder sei "etwas im Blubberwasser" herumgeschwommen. Als die Frau von der Polizei das Alter des Täters erfuhr, habe sie ihren Strafantrag zurückgezogen. Doch die Staatsanwaltschaft bestand auf der Strafverfolgung. Am Ende erreichte Anwalt Wilfried Sydow eine Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung von 500 Euro.