Promis für die Schwabinger 7:"Da liegen so viele Gehirnzellen von uns drin"

Michael Mittermeier, Konstantin Wecker, Erwin Pelzig und andere Künstler haben gegen den Abriss der legendären Münchner Kneipe Schwabinger 7 protestiert. Sie fürchten, dass in dem Viertel sonst Nagelstudios Überhand nehmen.

Lisa Sonnabend

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Rettet die Münchner Freiheit

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Michael Mittermeier, Konstantin Wecker und Erwin Pelzig haben bei einer Veranstaltung gegen den Abriss der legendären Münchner Kneipe Schwabinger 7 protestiert. Sie fürchten, dass in dem Viertel sonst die Nagelstudios überhandnehmen

In zwei Dingen sind sich alle einig, die am Dienstagabend ins Forum an der Münchner Freiheit gekommen sind: Die Kneipe Schwabinger 7 darf nicht schließen - und: Die Rettung ist leider so gut wie aussichtslos. Dennoch sind geschätzte 1000 Münchner zu der Protestaktion gekommen. Woran das liegt? Ist die Stuttgart-21-Welle ins Nachbarbundesland geschwappt?

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Natürlich liegt es in dem Münchner Fall am Dienstagabend auch an den hochkarätigen Gästen, die die Protestaktion unterstützen und ohne Gage auftreten - zum Beispiel der "Isarindianer" Willy Michl (links) und Liedermacher Konstantin Wecker.

Kampf um Abriss der Muenchner Kultkneipe Schwabinger 7

Quelle: dapd

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Die Initiative "Rettet die Münchner Freiheit" hat sich vor wenigen Wochen gegründet. Ihr Ziel ist es, den Abriss des Gebäudekomplexes in der Feilitzschstraße 7-9 zu verhindern oder wenigstens darauf aufmerksam zu machen, wie sehr sich das Viertel zu verändern droht. Denn statt der Schwabinger 7, dem Programmkino Monopol und dem Dönerlokal Mama's Kebab Haus soll hier demnächst eine luxuriöse Büro- und Wohnungsanlage errichtet werden.

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Kabarettist Michael Mittermeier trauert der Schwabinger 7 und den rauschenden Nächten dort schon jetzt hinterher: "Da liegen so viele Gehirnzellen von uns drin, die darf man nicht einfach abreißen." Die Zukunft von München sieht der 45-Jährige düster: "Für meine Tochter wird es ganz normal sein, dass an jeder Ecke ein Nagelstudio steht", meint Mittermeier.

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Frank-Markus Barwasser - besser bekannt als Erwin Pelzig - zeigt sich überrascht: "Es ist offenbar die Anwesenheit eines Franken nötig, um ein Stück München zu retten." Der Würzburger meint später: Er wundere sich sehr, wenn er die neuen Bauten in der Stadt ansehe: "Ist da Planung im Spiel oder Alkoholismus?" Diese Allianz Arena zum Beispiel erinnere ihn an einen "Otti Fischer in Netzstrumpfhosen".

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Links auf der Bühne steht eine Laterne. Sie soll ein Mahnmal sein, sagt Moderator Hannes Ringlstetter, der durch den Abend führt. Ein Mahnmal für das alte, zu großen Teilen längst vergangene Schwabing. Denn die Laterne stand in dem Lokal Bei Gisela in der Occamstraße, das in den sechziger Jahren das Viertel prägte. Inzwischen ist in dem Lokal das Vereinsheim untergebracht, deren Betreiber Till Hofmann die Protestveranstaltung organisiert hat: Die Kabarettbühne und Kneipe ist immerhin ein Ort, an dem die Kultur am Leben gehalten worden ist.

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Der Liedermacher Willy Michl, der stets in indianischem Gewand auftritt, singt erst seine Stadthymne "Isarflimmern". Dann fordert er einen "Bestandsschutz für das Montmartre von München", damit der Häuserblock in der Feilitzschstraße 7-9 nicht abgerissen werden kann.

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Liedermacher Konstantin Wecker erzählt bei seinem Auftritt von dem Münchner Stadtviertel Lehel, in dem er aufgewachsen ist. "Inzwischen ist es totsaniert, jetzt wohnen dort nur noch Anwälte." In einem SZ-Interview einen Tag zuvor hatte Wecker kritisiert: "München ist für viele reiche Menschen halt oft nur eine Geldanlage. Das kann's aber wohl nicht sein." Dann stimmt er sein wohl bekanntestes Lied an: "Wenn der Sommer nicht mehr weit ist". Doch auf den Sommer freut sich an diesem Abend niemand, denn dann wird die Schwabinger 7 bereits Geschichte sein.

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Ende Juni ist voraussichtlich Schluss mit der unkonventionellen Kneipe. Das steht auch auf einem Plakat über dem Eingang des Lokals, das an diesem Abend natürlich besonders voll ist. Das "Voraussichtlich" ist allerdings dick unterstrichen.

© sueddeutsche.de/Lisa Sonnabend/tob
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