Proper-Kids:Kriminelle Karrieren

Jugendliche Straftaten sind ein zunehmendes Problem. Nun hat die Münchner Polizei eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet - rund 80 junge Intensivtäter sind bereits registriert.

Christian Rost

Der 15-Jährige hat bereits zehn Einträge im Strafregister und erscheint betrunken in der Schule, sein 14-jähriger Bruder schlägt den Rektor krankenhausreif - die beiden Jugendlichen befinden sich auf dem besten Weg, eine kriminelle Karriere einzuschlagen.

Das Problem Straftaten und insbesondere Gewalt von Jugendlichen ist seit Anfang der 90er Jahre auch in München so brisant, dass die Polizei eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet hat.

Die AG Proper (Projekt personenorientierte Ermittlungen und Recherchen) führt in ihrer Kartei die auffälligsten Jugendlichen aus der Gruppe der etwa 80 Intensivtäter in der Stadt. Ihre Merkmale sind: mehrere Straftaten in kurzer Folge, zunehmende Deliktschwere bis hin zu Gewalttaten.

Machtlose Eltern

Die Schwelle zur Gewalt haben die Brüder soeben überschritten - auch wenn der 14-jährige Täter vorgibt, vom Rektor genötigt worden zu sein und sich nur gewehrt zu haben. Und ihre Prognose ist nicht positiv: Die Familienverhältnisse sind schwierig, nach dem Trunkenheitsvorfall in der Schule kümmerten sich die Eltern nicht um den Sohn.

Ein Ermittler klassifizierte Proper-Kandidaten einmal so: "Auf diese Jugendlichen haben die Eltern keinen Einfluss mehr." Nahezu alle späteren Intensivstraftäter haben ihre kriminelle Laufbahn aus einem sozial problematischen Umfeld heraus begonnen und sich von zu Hause immer mehr entfernt.

Den Lebensunterhalt bestreiten die Proper-Kids mit Diebstählen, Raub oder räuberischer Erpressung. Irgendwann nächtigen sie in Hotels am Hauptbahnhof. Dann werden oft auch Drogen ein Thema.

Muhlis A. - bekannt geworden als Mehmet - ist mit 60 Delikten vor der Strafmündigkeit der bekannteste Proper-Jugendliche. Aber er ist nicht das schlimmste Beispiel: Vor fünf Jahren brachen drei Jugendliche im Alter von 13, 14 und 17 Jahren in ein BMW-Autohaus an der Dachauer Straße ein und fuhren 20 Fahrzeuge zu Schrott.

Der Schaden belief sich auf rund 800000 Mark. Für den 13-Jährigen, der aufgrund seines Alters nicht belangt werden konnte, war es nur eine Abwechslung - er hatte schon 100 Straftaten auf dem Konto.

Die Polizei wird in drei Monaten routinemäßig wieder alle Akten junger Straftäter durchforsten - wenn die Brüder von der Bogenhausener Hauptschule erneut auffallen, wird es eng für sie.

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