Süddeutsche Zeitung

Promenadeplatz:Michael-Jackson-Denkmal droht das Aus

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Von Tanja Schwarzenbach

Nun, sanftmütig, wie es dem Wesen von Michael Jackson nachgesagt wird, war die Dame nicht gerade, die der Vorsitzenden des Michael-Jackson-Vereins MJ's Legacy vor einiger Zeit am Promenadeplatz ein leeres Kerzenglas ans Bein warf. So jedenfalls soll es sich nach den Schilderungen von Nena Snezana Akhtar zugetragen haben, die das Objekt während eines Streits ans Bein bekam - ausgerechnet an einem Ort, der für Friede und Liebe stehen soll: am Michael-Jackson-Memorial.

Weder Michael Jackson, der von unzähligen Fotos vom Memorial blickt, brachte der Vorfall aus der Ruhe; noch den guten alten Orlando di Lasso, der sein Denkmal schon seit sechs Jahren mit dem Pop-Idol teilen muss, genau genommen den Sockel. Sehr wohl aber geriet Nena Akhtar in Rage und erstattete Strafanzeige wegen Körperverletzung. Die Auseinandersetzung sei nur eine von vielen, die sie seit nunmehr 1,5 Jahren mit vier "Störenfrieden und Querulanten" austrage, die "sich als Jackson-Fans bezeichnen, aber stattdessen Fotos am Memorial abreißen, Blumenköpfe abknicken und willkürlich Dinge zerstören".

Warum sich die Fans streiten

Die Gruppe, die eine Jackson-Facebookseite im Internet pflegt, sieht die Streitigkeiten natürlich in einem anderen Licht - dort ist zu lesen: MJ's Legacy, der sich zwar dafür eingesetzt habe, dass das Memorial am Promenadeplatz bleiben durfte, habe sich mit der Zeit wichtiger genommen als die anderen Clubs und Fans. Und habe zudem alle vier Seiten des Denkmals mit "Pflanzenkübeln, Fotos und Dekoartikeln derartig befüllt", dass es für andere schwierig geworden sei, dort etwas abzustellen. "Stimmt nicht", sagt Nena Akhtar, man habe der Gruppe die schönste und einzige Schattenseite des Orlando-Sockels überlassen, aber sie würde es kaum dekorieren.

Die Zankereien kamen inzwischen auch dem Kultusministerium zu Ohren, das das Memorial bisher geduldet hatte. In einem Schreiben hat es beide Seiten nun um eine "friedliche Koexistenz" gebeten, da sonst "leider die dauerhafte Entfernung des Memorials erforderlich" sei. Das fände Nena Akhtar "sehr traurig", sei der Ort doch eine Herzensangelegenheit für die Fans. Das sehen nicht alle so. Ein Fan, der nicht namentlich genannt werden möchte, sagt: "Jetzt, wo die Streitigkeiten öffentlich sind, muss das Memorial weg. Das ist nicht mehr im Sinne von Michael Jackson."

Vielleicht aber stellt sich der Friede doch noch ein: Nena Akhtar will einen Mediator der Stadt einschalten. Auf seiner Facebookseite postete der Verein am Mittwoch außerdem ein Foto des Idols: "Peace!" deuten Michael Jacksons Finger darauf.

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Quelle:
SZ vom 23.07.2015
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