Büroräume werden zu Hotelzimmern, der funktionale Verwaltungsbau wandelt sich zum Beherbergungsbetrieb der Oberklasse. Eine derartige Transformation eines Gebäudes hat es in München bislang nicht gegeben. Doch nun hat das Finanzberatungs- und Versicherungsunternehmen Swiss Life mit der Steigenberger Hotel Group einen langfristigen Pachtvertrag besiegelt: In die ehemalige Firmenzentrale von Swiss Life an der Berliner Straße in Nordschwabing kommen etwa 300 Gästezimmer und Suiten sowie alle Einrichtungen, die zu einem Hotel der gehobenen Klasse gehören.
2017 soll das neue "Steigenberger Hotel München" eröffnen. Wann genau mit dem Umbau begonnen wird, steht aber noch nicht fest.
Die Immobilie liegt zwischen dem Marriott-Hotel und dem Bürohaus der Münchner Rück, unmittelbar an der Auffahrt zur Nürnberger Autobahn. Das sechsgeschossige Swiss-Life-Gebäude gilt als hochwertig, da es erst 14 Jahre alt und in einem sehr guten Zustand ist. Im August vergangenen Jahres ist das Unternehmen nach Garching gezogen. Dort fand man mehr Platz, um die verschiedenen Standorte an einem Ort zu bündeln.
Für Steigenberger ist München bisher ein weißer Fleck
Zurück blieb ein Gebäude, das sich bestens für den Umbau eignet. Es verfügt über eine überdachte Vorfahrt, eine Foyerhalle, die sich bis zum obersten Stock erstreckt. Auf den Etagen gibt es Galerien, von denen aus man in die Lobby blicken kann. Im Erdgeschoss befindet sich die Kantine mit allen Kücheneinrichtungen; im ersten Stock ist die Konferenzzone. Obwohl man all diese Elemente übernehmen kann, wird der Umbauaufwand nicht ganz unerheblich sein. Immerhin müssen etwa 300 Badezimmer eingebaut werden, und auch eine 300 Quadratmeter umfassende Fitnesslandschaft ist geplant.
Steigenberger ist auf Expansionskurs. München war bisher ein weißer Fleck, denn das Unternehmen hat lange Zeit nicht die passende Immobilie gefunden. Die bayerische Landeshauptstadt gelte als einer der weltweit bedeutendsten Standorte, sagt Puneet Chhatwal, der Chef der Steigenberger Hotels AG: "Deswegen hatten wir die Stadt ganz oben auf unserer Liste."
Der Münchner Hotelmarkt boomt. Innegrit Volkhardt etwa, die Chefin des Bayerischen Hofs, beobachtet diesen Trend mit gemischten Gefühlen und befürchtet, dass die derzeit bei knapp 58 Prozent liegende Auslastung der Betten in Zukunft sinken könnte, wenn nicht gleichzeitig mehr Gäste in die Stadt kommen. Die Konsequenz könnte sein, dass die Hoteliers Gäste mit billigeren Preisen zu locken versuchen.
Diese Sorge teilt Olivia Kaussen, Hotelexpertin beim Immobiliendienstleister CBRE nicht. Sie hatte mit Kollegen das Geschäft zwischen Swiss Life und Steigenberger vermittelt. München sei ein enormer Wachstumsmarkt und ein begehrtes Touristenziel. Die Nachfrage nach Unterkünften sei sehr groß: "Die Stadt gehört zu den Top-Adressen für Hotels in Europa."
Der Bereich um das künftige Hotel in Nordschwabing, der stark durch gewerbliche Bauten geprägt ist, hat sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt. Veraltete Komplexe wurden modernisiert. Im Umfeld des Wohnquartiers an der Berliner Straße und im Bereich der südlichen Parkstadt Schwabing stehen auch markante Hochhäuser, die dem Gebiet eine eigene architektonische Identität verleihen.
Die CSU wird mit ihrer Parteizentrale in die Nähe ziehen. Gelobt wird oft die gute Anbindung über den Mittleren Ring und die Autobahn. Auch die U-Bahn ist fußläufig nur wenige Minuten Fuß entfernt.
