Projekt:Die Opfer im Fokus

Schüler und Filmemacher: Julian Heiß, Leon Golz, Alexander Spöri und Colin Maidment (v. li.). (Foto: Claus Schunk)

Schüler drehen einen Film mit den Angehörigen der Getöteten

Irgendwie - das denkt man vielleicht zuerst - haben sich sie sich ganz schön viel vorgenommen: Sechs Jugendliche drehen gerade einen Film über die Opfer des Amoklaufs im Olympiaeinkaufszentrum. Sie heißen Alexander Spöri, Julian Heiß, Colin Maidment, Luca Zug, Paul Schweller, Leon Golz, kommen aus Taufkirchen und sind zwischen 15 und 17 Jahre alt - so wie viele der Getöten.

Vielleicht hatten die Opfer die gleichen Träume, die gleichen Hoffnungen wie er selbst, sagt Alexander Spöri, der Produzent der Truppe. Er findet, der Täter stand viel zu lange im Fokus der Berichterstattung. Deshalb möchte Spöri zusammen mit seinen Freunden eine andere Geschichte erzählen. Die der Opfer, der Angehörigen, der Helfer. Dafür führen sie Interviews - mit Margareta Zabergja zum Beispiel, die ihren Bruder Dijamant verlor. Oder mit dem Lehrer von Can L., der wie die Filmemacher in Unterhaching zur Schule ging, bevor er im OEZ erschossen wurde. "Wir wollen ihnen allen ein filmisches Denkmal schaffen." Und das besteht aus Interviews, Szenen, die durch Schauspieler nachgestellt werden, und Videos aus dem Leben der Opfer. Der Zuschauer wird sie da beim Tanzen, Lachen, Durch-die-Stadt-Bummeln sehen. Angst, Wunden aufzureißen, hat Alexander Spöri nicht - auch wenn er weiß, dass er vorsichtig sein muss. "Bevor wir die Interviews vor der Kamera führen, treffen wir uns erst zwei-, dreimal, um Vertrauen zu schaffen." Der Film wird im Sommer im Mathäser Filmpalast gezeigt - wahrscheinlich in der Woche, in der sich der Amoklauf jährt.

© SZ vom 18.03.2017 / chrh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: