Projekt des Roten Kreuzes:Helfer statt Helden

Projekt des Roten Kreuzes: Vergangenheit und Gegenwart: Ersthelfer Roman Dreesbach mit historischen BRK-Uniformen.

Vergangenheit und Gegenwart: Ersthelfer Roman Dreesbach mit historischen BRK-Uniformen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der First-Responder-Bereitschaftsdienst in Planegg-Krailling startete mit einfachen Mitteln und viel Enthusiasmus. Dieses Jahr feiert er 25-jähriges Bestehen

Von Mira Brünner, Planegg

"Es ist nicht immer so, dass Blut spritzt und Knochen fliegen, sondern es geht sehr viel um diese menschliche Nähe" - auch im indirekten Sinne, um zu signalisieren, dass jemand da ist, der helfen kann. Für Roman Dreesbach ist Menschlichkeit der wichtigste der sieben Grundsätze des Roten Kreuzes. Dreesbach ist Gründungsmitglied des First-Responder-Bereitschaftsdienstes in Planegg-Krailling, der dieses Jahr 25-jähriges Bestehen feiert. Er erinnert sich gut an seinen allerersten Einsatz: "Da sind wir noch mit unserem VW-Bus-Mannschaftstransporter gefahren, weil wir noch kein eigenes Auto hatten für den Dienst." Heute haben die Ehrenamtlichen ein Fahrzeug mit Blaulicht und reflektierender Beschriftung - die laufenden Kosten trägt der Münchner Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK).

Nicht nur das Auto ist professioneller geworden, auch die Technik hat sich seit 1996 weiterentwickelt. Seit einigen Jahren werde die Einsatzadresse per Funk direkt auf das Navi gesendet und müsse nicht mehr manuell eingegeben werden, was nicht nur Missverständnisse umgehe, sondern vor allem Zeit spare, so der Planegger Bereitschaftsleiter Peter Steigenberger. Und Zeit ist für die First Responder lebenswichtig, schließlich sind sie diejenigen, die die Dauer bis zum Eintreffen des Rettungswagens überbrücken.

"Es gibt viele Einsätze, die bewegen und in Erinnerung geblieben sind", sagt Dreesbach, "Gerade wenn Kinder beteiligt sind, Säuglinge, auch wenn der Tod dabei ist, und der ist Teil des Rettungsdienstes." Trotzdem habe er noch nie wirklich ans Aufhoren gedacht. Dreesbach, der auch in der Psychosozialen Notfallversorgung des BRK tätig ist, war bereits seit fünf Jahren beim Roten Kreuz aktiv, als der damalige Bereitschaftsleiter 1996 den First-Responder-Dienst initiierte. "Für mich als Jungspund war klar: Da wo Action ist, da bin ich vorne mit dabei."

Aktuell sind zwölf ehrenamtliche Ersthelfer in Planegg im Dienst, die Zahl habe sich seit 1996 relativ stabil gehalten. Auch ein Nachwuchsproblem bestehe aktuell nicht, so Bereitschaftsleiter Steigenberger. Dass das so bleibt und die First Responder weiterhin von der Öffentlichkeit unterstützt werden, wünscht sich Dreesbach.

Einsätze in Pandemie-Zeiten hätten ihre besonderen Herausforderungen, in Panik verfallen müsse ein Ersthelfer jedoch nicht, sagt er. "Ich denke, es wäre falsch, sich nicht Gedanken zu machen. Aber es gibt entsprechende Verhaltensregeln, die man sehr einfach einhalten kann. Und es gibt ja nicht nur Corona, wir fahren ja auch andere Infektionstransporte."

Ob man sich als First Responder ein bisschen wie ein Held fühlt? Die Frage habe er befürchtet, sagt Dreesbach und lacht. "Ich persönlich fühle mich ganz sicher nicht als Held. Aber ja, man fühlt sich wichtig und man fühlt sich auch besonders." Gerade im notfallmedizinischen Bereich hält Roman Dreesbach positives Feedback auch für essenziell. "Das ist nicht ein Trinkgeld, das ist nicht ein Händeschütteln und danke sagen, sondern das Gefühl, etwas Sinnvolles getan zu haben." Und dieses Gefühl ist einer der Gründe, warum er als First Responder dabeibleibt.

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