Süddeutsche Zeitung

Programm für die 850-Jahr-Feier:Zeitreisen ins Mittelalter

München hat Geburtstag. Zur 850-Jahr-Feier wird der Altstadtring zwei Tage und eine Nacht lang für Autos gesperrt. Es sind Aufführungen auf großen Plätzen der City geplant.

Berthold Neff

Am 19. und 20. Juli wird der Altstadtring so sein, wie er schon vor 850 Jahren gewesen wäre, hätte es ihn damals schon gegeben: autofrei. Zwei Tage und eine Nacht lang will die Stadt an diesem Juli-Wochenende ihren 850. Geburtstag mit einem großen Altstadtringfest feiern und dabei nicht nur die Historie lebendig werden lassen, sondern auch einen Blick in die Zukunft wagen.

Am Mittwoch präsentierte Wirtschaftsreferent Reinhard Wieczorek, dessen Referat die Feierlichkeiten zum Stadtgeburtstag organisiert, zusammen mit Kulturreferent Hans-Georg Küppers die Höhepunkte des Fests am Altstadtring, das den üblichen Festumzug ersetzt und zu einem "Superlativ für alle" (Wieczorek) werden soll.

Das Historische wird dabei am Isartor und im Tal lebendig, wo das bäuerliche, mittelalterliche München mit deftigem Theater, Musik und Tanz an die Anfänge der Stadt erinnern soll. Bekanntlich begann die Geschichte Münchens damit, dass Herzog Heinrich der Löwe 1158 eine Brücke des Freisinger Bischofs Otto über die Isar abfackelte und eine eigene bauen ließ, um selber vom Zoll aus dem Salzhandel zu profitieren.

Zeitreisen ins Mittelalter wird es auch für die Kinder geben, und zwar entlang des Thomas-Wimmer-Rings. In der "Zukunftswerkstatt 2058" sollen die Botschaften der Münchner Kinder für den 900. Stadtgeburtstag gesammelt werden.

"Brücken bauen", das Motto des Stadtgeburtstags, steht auch hier im Mittelpunkt, symbolisiert durch ein blaues Band auf dem Mittelstreifen.

Danach wird's sportlich, wenn auf dem Karl-Scharnagl-Ring etwa auf einer modernen Kletterwand und mit Kletterschuhen aus den Anfängen des Alpinismus erprobt werden kann, wie schwer es Pioniere meistens haben. Die Wissenschaft wird am Marstallplatz zu Hause sein, wo in einem großen Zelt nicht nur Experimentalshows geboten werden, sondern auch Vorträge über schwarze Löcher im Universum.

Die Kunst erblüht am Odeonsplatz, wo vom Italiener Valerio Festi eine maßgeschneiderte Show erwartet wird. Festi hat Ähnliches schon für andere Städte entworfen, und da er auch als begeisterter Pyrotechniker gilt, könnte es dabei durchaus leuchten und knallen.

Die zeitgenössische Kunst präsentiert sich am Wittelsbacherplatz in drei großen, weißen Kuben, die permanent bespielt werden sollen. Besinnlicher wird es am Platz der Opfer des Nationalsozialismus zugehen, wo unter dem Motto "Brücken zur Demokratie" Münchens Vergangenheit als "Hauptstadt der Bewegung" erörtert wird.

Ziemlich laut dürfte es am Maximiliansplatz werden. Hip-Hop-Bässe sollen dort wummern, Schuhplattler und Breakdancer ihr Können zeigen, während auf den Fassaden großformatige Projektionen erglühen. Dieses Spektakel wird bis morgens um vier dauern, sodass die Bewohner an Schlaf eher nicht denken sollten.

Mit Musik anderer Stilrichtungen wird am Sendlinger-Tor-Platz und in der Sonnenstraße gefeiert. Großformatige Maschinenwelten des Theaters "Titanick" und der "Dead Chickens" sollen die Besucher faszinieren, während auf der Open-Air-Bühne die Hip-Hopper der Münchner Band Blumentopf erwartet werden. Richtung Stachus präsentieren sich dann die Sponsoren - ohne deren Beitrag das gesamte Spektakel wohl nicht finanzierbar gewesen wäre.

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SZ vom 14.02.2008/ngh
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