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Profil: Kritikern, die ihr Karrieredenken unterstellen, entgegnet sie: "Ich kann mir vorstellen, auch länger Kommunalreferentin zu bleiben."

Kritikern, die ihr Karrieredenken unterstellen, entgegnet sie: "Ich kann mir vorstellen, auch länger Kommunalreferentin zu bleiben."

(Foto: Alessandra Schellneggger)

Kristina Frank (CSU) ist zur neuen Kommunalreferentin der Stadt München gewählt worden - ihr künftiges Haus nennt sie das "Immobilien-Kompetenz-Zentrum"

Von Heiner Effern

Die künftige Kommunalreferentin steht auf, pustet kurz die Anspannung weg und genießt dann den Beifall für ein sehr ordentliches Ergebnis. Stadträtin Kristina Frank (CSU) hat für die Wahl in ihr neues Amt gerade 52 Stimmen von den Kollegen erhalten, was sie als "schönes Kompliment" auffasst. Denn für die 36 Jahre alte Juristin haben damit sechs Stadträte mehr votiert als dem Regierungsbündnis aus SPD und CSU angehören. Am 1. August wird sie ihr Amt als Stadtministerin antreten und damit Axel Markwardt (SPD) nachfolgen, der dann in Ruhestand geht. Bevor sie Blumen und so manche Gratulationsumarmung im Sitzungssaal entgegen nimmt, sagt sie: "Herzlichen Dank für das große Vertrauen. Ich freue mich auf meine neue Aufgabe."

Die hat sie in den vergangenen Jahren zielstrebig angepeilt. Frank übernahm nach ihrem erstmaligen Einzug in den Stadtrat im Jahr 2014 schnell die Sprecherrolle im Kommunalausschuss und rückte im Januar 2017 als stellvertretende Chefin in den engen Fraktionsvorstand auf. Mit Ehrgeiz und Fleiß legte sie die Basis für die rasante Karriere. Als vor etwa sechzehn Monaten die Geburt ihres Sohnes bevorstand, absolvierte der absolute Wiesnfan noch ein dichtes Oktoberfestprogramm. Schon wenige Wochen nach der Geburt saß Frank schon wieder mit beachtlichem Pensum im Stadtrat. "Ich bin ein Arbeitstier, habe viel Energie", beschreibt sie sich selbst. 70 Stunden in der Woche könne sie schon stemmen, doch alle zwei Wochen muss ein Samstagnachmittag frei bleiben. Dann fährt sie hinaus nach Fröttmaning und feuert den FC Bayern an. "Ich habe seit 1996 eine Jahreskarte."

Die Begeisterung für den Sport schlug sich auch politisch nieder, sie vertrat die CSU dort ebenfalls als Sprecherin im Ausschuss. Im Winter fährt Frank Ski, im Sommer klettert sie. Und wenn die Zeit dafür zu knapp ist, geht sie ins Fitnessstudio. "Da kann man ja rund um die Uhr hin." Den Sport wird sie nun politisch jedenfalls zurückstellen, um sich komplett dem Kommunalreferat zu widmen. In der kurzen Vorstellung vor der Wahl im Stadtrat, zu der sie die Opposition ungewöhnlicherweise drängte, nannte sie ihr künftiges Haus das "Immobilien-Kompetenz-Zentrum" der Stadt. Dem habe von Anfang an ihre politische Leidenschaft gehört, auch wenn ihr das manche abgesprochen hätten. Damit spielte sie auf die Kritik der Linken-Stadträtin Brigitte Wolf an, die Ende 2017 im Stadtrat brüsk das Interesse an ihrem Fachgebiet angezweifelt hatte. "Das hat sehr weh getan", sagte Frank nach der Wahl. Allen Kritikern, die sich an ihrem Ehrgeiz und ihrem Selbstvertrauen reiben und ihr Karrieredenken als politischen Hauptantrieb unterstellen, hält sie entgegen: "Ich kandidiere nicht für den Landtag, wie es oft geheißen hat. Ich kann mir vorstellen, das Amt der Kommunalreferentin auch länger als sechs Jahre zu machen, falls ich wieder gewählt würde."

Als Stadtministerin ist sie künftig nicht nur für die städtischen Immobilien zuständig, sie wird von August an auch Chefin des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM), der Märkte, der Stadtgüter und der Forstverwaltung. "Sie wird im Kommunalreferat zeigen, dass man Ökologie mit Ökonomie vereinen kann", sagt Parteifreund und Bürgermeister Josef Schmid. Wie ihr Vorgänger Markwardt will sie das Flair der Märkte wie etwa den Viktualienmarkt bei der anstehenden Sanierung erhalten. Auch dessen "vorbildlichen" Umgang mit den Mitarbeitern will sie fortführen. Ein Dissens zwischen Vorgänger und Nachfolgerin war bei zwei großen Bauprojekten zu erkennen: bei der Großmarkthalle und dem Kassenamt. Beide erschienen der CSU und damit auch Frank zu teuer, erstere wurde fremd vergeben, zweiteres im Etat um viele Millionen zusammengestrichen.

Doch Markward lässt sich nichts anmerken, überreicht seiner Nachfolgerin nach der Wahl ein Geschenkpaket. Was drin ist? "Viel Arbeit und viele Termine", sagt Markwardt. Sein Angebot zur Einarbeitung, soll das heißen. Frank wird dieses gerne annehmen, wie sie erklärte. Sie werde die Elternzeit verlängern und bis August nicht mehr auf ihren Posten als Richterin am Landgericht zurückkehren. Sie wolle sich voll auf ihre neue Rolle konzentrieren. Das fällt ihr nicht ganz so schwer, wie sie zugibt, denn eigentlich war sie lieber Staatsanwältin als Richterin. "Näher dran am Geschehen", wie sie sagt.

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