Süddeutsche Zeitung

Profil:Bayerischer als mancher Bayer

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Ozan Iyibas leitet den neuen CSU-Landesarbeitskreis Migration und Integration

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Jeans? Ozan Iyibas lacht. Natürlich hat er Jeans - "und auch eine Lederhose". Aber wenn er als Kommunalpolitiker unterwegs ist, hat der 32-Jährige mit dem korrekt gestutzten Vollbart immer einen dunklen Anzug an. Schließlich sei es eine große Ehre für ihn, im Gemeinderat mitzuarbeiten: "Das will ich auch nach außen tragen" - künftig nicht mehr nur in seiner Heimat Neufahrn bei Freising. Ozan Iyibas ist Vorsitzender des neu gegründeten CSU-Landesarbeitskreises Migration und Integration. Damit will er für noch mehr Menschen erreichen, was er selbst schon lebt. Geboren als Sohn türkischer Gastarbeiter fühle er sich "voll integriert", sagt er und lacht: "Viele sagen, ich bin bayerischer als mancher Bayer." Als Politiker weiß er: "Damit Integration gelingt, ist Grundsatzarbeit nötig." Auch dazu will er beitragen - kraft seines Amtes und dank seiner persönlichen Vita. Die türkischstämmigen Bürger zum Beispiel kann er gut verstehen, betont Iyibas, "aber ich kann ihnen auch den Spiegel vorhalten".

In seinem Wohnort leben 4300 Menschen mit Migrationshintergrund - das ist fast ein Fünftel der Bevölkerung. Meist funktioniert das Zusammenleben. Aber Ozan Iyibas hat festgestellt: "Natürlich bilden sich da auch Parallelgesellschaften." Und natürlich gebe es Menschen, die sich einfach nicht integrieren wollen. Aber es gibt auch Menschen wie seine Eltern: Diese haben alevitische Wurzeln und sind 1975 aus der Türkei nach Neufahrn in der festen Absicht gekommen, wirklich ein Teil der Gemeinde zu werden. Der Vater war Schweißer, die Mutter Krankenschwester. Ihre drei Kinder hat sie früh zur Aufgeschlossenheit ermahnt, erinnert sich Ozan Iyibas: "Sie hat gesagt, wir leben in Deutschland und werden bestimmt länger hier bleiben. Und ich möchte, dass ihr wisst, wie die Gepflogenheiten sind." Deshalb ist sie mit den Kindern auch mal in die Kirche gegangen. Die beiden Söhne und die Tochter sind zweisprachig aufgewachsen, Ozan Iyibas' gesamter Freundeskreis war immer schon "gemischt".

Ozan Iyibas hat nach der mittleren Reife das Fachabitur und danach eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht. Neben der Berufstätigkeit absolvierte er ein duales Betriebswirtschaftsstudium. Seit zwei Jahren ist Ozan Iyibas Geschäftsstellenleiter der Sparkassen-Hauptstelle Freising. Politisch hat er sich 2007 für die CSU entschieden, nachdem er sich auch die Wahlprogramme anderer Parteien genau angeschaut hat, wie er sagt. Aber letztlich sei doch die CSU die Partei, die die Bedingungen für seinen eigenen Lebensweg entscheidend geprägt habe. "Ich habe hier in Deutschland alles geboten bekommen - und jetzt möchte ich etwas zurückgeben", erklärt er.

Seit 2009 ist er stellvertretender Ortsvorsitzender in Neufahrn und engagiert sich im Kreisvorstand. 2014 wurde er Gemeinderat und kandidierte für das Europäische Parlament. Seit 2015 ist Iyibas Kreisvorsitzender der Europa-Union. Dann, Ende Juni, kam die Anfrage, ob er die Leitung des Arbeitskreises Migration und Integration übernehmen möchte. Erfahrung dazu hat er: Auf Bezirksebene hat er bereits in einem solchen Gremium mitgearbeitet. Auch mit Migrationsorganisationen, Religionsvertretern und Gemeindeverwaltungen will er jetzt das Gespräch suchen. "Prio eins" hat für ihn aber auch weiterhin die Gemeindepolitik in Neufahrn: "Hier bin ich geboren und aufgewachsen - das liegt mir wirklich am Herzen."

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Quelle:
SZ vom 15.07.2015
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