Problemfall Schrannenhalle:Investoren wollen Schranne kaufen

Die Schrannenhalle wird womöglich verkauft. Die Interessenten waren bereits bei OB Ude vorstellig.

Christian Rost

Gläubigerin der in finanzielle Schieflage geratenen Schrannenhallen GmbH & Co. KG, hinter der Klaus Thannhuber steht, ist die Deutsche Bank London. Sie macht Forderungen in Höhe von rund 20 Millionen Euro gegen die Schrannen-Gesellschaft geltend - ein entsprechendes Darlehen kaufte die Bank der Berliner Hyp ab, die das Münchner Hallenprojekt im Jahr 2005 finanziert hatte.

Schrannenhalle

Der Anwalt des Hallen-Finanziers Klaus Thannhuber hat die Londoner Bank als "Heuschrecke" beschimpft.

(Foto: Foto: dpa)

Seit nun die Londoner Kreditaufkäufer am Zuge sind, wächst der Druck auf Thannhuber. Das Darlehen über anfangs 26 Millionen Euro hat er zwar schon mit gut fünf Millionen Euro bedient, weil er zuletzt aber monatlich 150.000 Euro an London schuldig geblieben war, nahmen die Banker dem Investor die Zügel aus der Hand. Seit dem 31. Juli wacht nun Zwangsverwalter Johannes Mauder über die Immobilie und deren Mieteinnahmen in Höhe von zirka drei Millionen Euro jährlich.

Thannhubers Anwalt Michael Scheele greift das Verhalten der Deutschen Bank London scharf an: "Diese Heuschrecke schießt mit Kanonen auf Spatzen." Die Bestellung des Zwangsverwalters sei jedenfalls "nicht nachvollziehbar". Dadurch seien Verhandlungen Thannhubers mit möglichen Käufern der Schrannenhalle torpediert worden.

Laut Scheele gebe es mehrere Interessenten für die Immobilie, die mittlerweile einen Wert von 50 bis 60 Millionen Euro habe, darunter einen Investor, der das Objekt weiter wie bisher betreiben wolle. "Das wäre eine ideale Lösung, dadurch würde sich nichts ändern", so Scheele mit Blick auf die Stadt, die die Schrannenhalle in Erbpacht an Thannhuber abgegeben hat und auch eine teilweise kulturelle Nutzung der Fläche verlangt.

Thannhuber selbst bestätigt Gespräche mit Investoren, die die Halle "kaufen oder sich daran beteiligen wollen". Die Stadt sei darüber informiert worden, ein Interessent habe sich auch schon im Rathaus vorgestellt. Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), der sich aus seinem Griechenland-Urlaub meldete, spricht von "einer sehr großen Gruppe", die ihre Pläne dargelegt habe. Bei dem vertraulichen Treffen sei es nicht nur um die dauerhafte, sondern auch um die kulturelle Nutzung der Halle gegangen, so Ude.

Investoren wollen Schranne kaufen

Neben dem Verkauf oder der Beteiligung eines Investors besteht weiterhin die Möglichkeit, dass Thannhuber alleine federführend bei der Schrannenhallen GmbH & Co. KG bleibt. Dazu müsste er allerdings eine Bank auftun, die sein Darlehen in London ablöst. Wie der Investor selbst sagt, werde er in Deutschland aber wohl keinen Kreditgeber mehr finden.

Thannhuber gilt nach seinem Desaster mit dem Bankhaus Reithinger, das die staatliche Finanzaufsicht geschlossen hat, auf den Kapitalmarkt als verbrannt. Außerdem ermittelten die Staatsanwaltschaften München und Bielefeld gegen ihn wegen Immobilienbetrugs. Die beiden Anklagen wurden von den Gerichten jedoch an die Ankläger zum Zwecke weiterer Ermittlungen zurückverwiesen.

Der Ruf Thannhubers ist trotzdem dahin - nicht nur bei den Banken, auch die Münchner CSU traut ihm längst nicht mehr. Hans Podiuk, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CSU im Stadtrat, tat das offenbar noch nie. Er poltert: "Von Anfang an haben wir vor dem Investor Thannhuber gewarnt." Dennoch habe ihn Rot-Grün in einer Kampfabstimmung durchgesetzt.

OB Ude, der Thannhuber schon 2006 öffentlich gegen Kritik vereidigt hatte, sieht "das 30-Millionen-Investment, das ohne Steuergelder getätigt wurde", unterdessen auch heute noch als gelungen für München an. Der CSU hält Ude vor, ihr Fähnchen in den Wind zu hängen. "Bei der Eröffnung der Schrannenhalle hat es sich der damalige bayerische Finanzminister Kurt Faltlhauser nicht nehmen lassen, Herrn Thannhuber persönlich seine Glückwünsche zu überbringen", ätzt der OB. Nun, da es ökonomische Schwierigkeiten gebe, wolle die CSU mit dem Projekt nichts mehr zu tun haben.

Zwangsverwalter Mauder wird nächste Woche den Mitgliedern des Kommunalausschusses zur Schrannenhalle Rede und Antwort stehen. Viel Neues wird er den Stadträten aber nicht berichten können: Er sammle nur die Mieten ein und verteile sie an die Gläubiger, so Mauder.

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