Probleme bei der MVG:Gesucht: gebrauchte Trambahnen

Kaum sind sie da, sind sie defekt: Zehn der 13 neuen Trambahnen stehen derzeit im Depot der MVG, weil der Hersteller einen Schaden an den Rädern nicht beheben kann. In seiner Not sucht MVG-Chef König schon gebrauchte Trams - doch das ist gar nicht so einfach.

Marco Völklein

Die Probleme bei den Trambahnen vom Typ "Variobahn" nehmen kein Ende. Weil die Schweizer Herstellerfirma Stadler den Serienschaden an den Rädern nicht in den Griff bekommt, stehen derzeit zehn der 13 ausgelieferten Straßenbahnen in den Werkstätten der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG).

'Variotram' Straßenbahnen im Depot der MVG, 2011

Schon wieder Ärger mit den neuen Variobahnen: Zehn der 13 ausgelieferten Straßenbahnen stehen derzeit im Depot der MVG.

(Foto: Catherina Hess)

Viel schlimmer noch: Wegen der anhaltenden Probleme wagt es das städtische Unternehmen derzeit nicht, weitere Fahrzeuge bei den Schweizern zu bestellen. Diese Fahrzeuge benötigt MVG-Chef Herbert König allerdings dringend, um das Tram-Angebot weiter auszubauen. Mittlerweile suchen die MVG-Mitarbeiter schon nach Gebrauchtfahrzeugen oder anderen Lösungen, um einen Ausweg aus der Misere zu finden.

Im Münchner Tramnetz klemmt es an vielen Ecken. Vor allem im morgendlichen Berufsverkehr drängeln sich die Fahrgäste oft dicht an dicht in den Waggons. Um Abhilfe zu schaffen, hatte König im Herbst 2010 eine "Angebotsoffensive" vorgelegt.

Neben Verbesserungen bei der U-Bahn sah diese vor allem einen massiven Ausbau der Tram-Angebote vor - so will König von Ende 2013 unter anderem zusätzliche Verstärkerzüge auf der Linie 23 in die Parkstadt Schwabing schicken. Ähnliches ist auf der Linie 21 im Münchner Westen und auf der 27er in Schwabing geplant. Doch dafür benötigt die MVG weitere Straßenbahnen - in der langfristigen Planung sind sechs bis acht zusätzliche Fahrzeuge dafür vorgesehen.

Eine Option für die Bestellung dieser zusätzlichen Züge hatte König mit dem Variobahn-Hersteller Stadler bereits vereinbart, doch bislang hat er diese nicht gezogen. Denn bei den aktuellen Problemen "würde mich doch jeder für verrückt erklären, wenn ich das täte", sagte König. Eine Stellungnahme von Stadler war nicht zu erhalten.

Eigentlich hätte König die neuerliche Bestellung schon vor etwa einem halben Jahr in Auftrag geben müssen, um rechtzeitig zum geplanten Einsatz der Verstärkerbahnen Ende 2013 genügend neue Trams im Depot zu haben. Denn diese müssen auch noch ein aufwendiges Zulassungsverfahren durchlaufen.

Eine mögliche Lösung ist, dass sich die MVG-Einkäufer nach gebrauchten Trambahnen umsehen und diese nach München holen. Doch ein solcher Markt existiert kaum, zumal nicht jede Trambahn mit den Besonderheiten des Münchner Netzes zurecht kommt - so stellen zum Beispiel die engen Kurven am Max-II-Denkmal im Lehel oder der prekäre "Knickwinkel" bei der Überfahrt über den Nymphenburger Kanal besondere technische Anforderungen an die Bahnen.

König lässt daher auch prüfen, ob man sich an einer bereits laufenden Bestellung eines anderen Verkehrsunternehmens bei einem anderen Hersteller beteiligen kann und sich über diesen Weg kurzfristig neue Bahnen ordern lassen. Ob das klappt, ist offen.

Dem MVG-Chef bleibt daher zunächst nicht viel mehr als zu hoffen, dass Stadler die Variobahn-Probleme doch noch rasch in den Griff bekommt. Auf die Schweizer ist er nicht mehr gut zu sprechen: "Wären wir ein Autoverleiher und hätten 100 Autos für unsere Flotte bestellt, die alle einen Serienschaden haben, dann würden wir die dem Hersteller einfach vor die Türe stellen und zu einem anderen gehen", so der MVG-Chef.

Doch bei einer mit Mängeln behafteten Trambahnreihe gehe das eben nicht. Sollte König nicht rechtzeitig neue Trambahnen auftreiben, wird er entweder die geplanten Fahrplanverbesserungen verschieben oder Ersatzbusse als Verstärkung einsetzen müssen.

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