Tiere:"Die idealen Haustiere für Kinder sind Ratten"

Ratte in Berlin

Judith Brettmeister empfiehlt Ratten, weil sie sich hochnehmen und streicheln lassen.

(Foto: Arno Burgi/dpa)

Tierschützerin Judith Brettmeister lehnt das Verleihen von Enten, Hühnern oder Hunden ab - und hat andere Vorschläge.

Von Jasmin Siebert

Darf man Tiere verleihen? Judith Brettmeister, Sprecherin des Münchner Tierschutzvereins, sieht das kritisch.

SZ: In den USA kann man Hunde für wenige Tage mieten. Was halten Sie vom Wochenendhund?

Judith Brettmeister: Gar nichts. Das ist moralisch sehr bedenklich. Gerade Hunde brauchen ihren Rudelführer, und wenn der ständig wechselt, kommen sie total aus dem Tritt. Sie wissen ihr Verhalten dann nicht mehr abzustimmen.

Bei Hühnern sieht das anders aus, oder?

Ich halte auch das für sehr problematisch. Zu uns kommen immer wieder Hühner aus Mastanlagen, die sonst getötet worden wären. Viele bekommen einen Herzinfarkt, weil sie die neue Lage oder den Transport nicht gewöhnt sind. Sie brauchen zehn Tage, bis sie nicht mehr so schreckhaft sind.

Hühnern wird doch nachgesagt, dass sie sehr neugierig seien und sich über Ortswechsel freuen.

Hühner mögen neugierig sein, aber ich sehe das kritisch, wenn sie hin- und hergekarrt werden. Das ist nicht lustig für ein Tier. Warum muss man Tiere immer wirtschaftlich vermarkten? Sie brauchen auch ihre festen Futterzeiten und erkennen die Stimme des Fütterers.

Ist das bei Enten genauso?

Auch die haben ihre Bezugsperson. Ich hatte früher Laufenten. Das sind ganz schreckhafte, instabile Tiere. Man muss wissen, wie man sie behandelt. Meine Enten gingen nur in den Stall, wenn ich sie gerufen habe. Bei anderen sind sie total durchgedreht. Ich rate davon ab, sie zu verleihen.

Wenn sich das Kind ein Haustier wünscht, die Eltern aber unsicher sind, ob ein Tier zum Alltag passt. Welche Möglichkeiten gibt es, das erst einmal auszuprobieren?

Hühner sind wie viele andere Tiere für Kinder nicht geeignet. Kaninchen werden starr vor Angst, wenn man sie hochnimmt. Hamster und Chinchillas randalieren nachts. Die idealen Haustiere für Kinder sind Ratten. Die lassen sich hochnehmen und streicheln. Sie werden auch nur zwei bis drei Jahre alt, eine überschaubare Zeit.

Wenn man aber keine Ratte will, sondern eine Katze oder einen Hund?

Wir bieten Kindern an, dass sie mit Hunden Gassi gehen oder Katzen streicheln können. Natürlich muss ein Erwachsener dabei sein. Das macht man eine Woche lang in den Ferien und dann sieht man schon: Hat das Kind am vierten Tag noch Interesse oder ist es genervt. Wir haben auch das Projekt "Kinder lesen Katzen vor". Kinder, die Schwierigkeiten beim Lesen haben, lesen dann freier und die Katze kommt und will gekrault werden.

Welche weiteren Möglichkeiten gibt es, sich um ein Tier zu kümmern, ohne gleich eins anzuschaffen?

Wir haben hier im Tierheim ein breites Angebot für Ehrenamtliche. Da ist für jeden was dabei.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: