Probetraining:Wintersport im Spätsommer

Probetraining: Hoch hinaus mit Steigeisen und Eispickel, auch wenn die Wand aus Schaumstoff besteht.

Hoch hinaus mit Steigeisen und Eispickel, auch wenn die Wand aus Schaumstoff besteht.

(Foto: Stephan Rumpf)

Skispringen, Biathlon, Eisklettern: Beim "Münchner Outdoorsportfestival" im Olympiapark gibt es einiges zu entdecken

Von Thomas Schmidt

Das kleine, blonde Mädchen stapft tapfer durch den Olympiapark, blickt staunend in alle Himmelsrichtungen, nur nicht vor seine Füße. Gut, dass Mama nebenher läuft und sicher die winzige Hand festhält. "Wir haben echt Glück", lobt die junge Mutter, "dass wir in München so einen tollen Park haben." Besser hätte es Dritte Bürgermeisterin Christine Strobl am sonnigen Sonntag auch nicht formulieren können, als sie das zweite "Münchner Outdoorsportfestival" eröffnet. Das makellose Wetter lockt Tausende Besucher an, die 60 unterschiedliche Sportarten kostenlos ausprobieren dürfen. Angeboten werden auch Leibesübungen, mit denen man im Olympiapark wohl eher nicht rechnet.

Skispringen zum Beispiel. Mädchen und Buben, kaum so hoch wie ein Kinderski, stürzen sich, na ja, rutschen vorsichtig eine mobile Mini-Sprungschanze auf dem Coubertinplatz hinunter, zwar ohne Telemarklandung, dafür aber mit Schneepflug-Bremsung. Bis zu vier Meter weit könne man vom Schanzentisch aus springen, erklärt ein Aufpasser. Deswegen handle es sich hier auch um eine "K-4-Schanze". Klingt professionell. Sogar echter Schnee schmilzt am Auslauf in der Sonne, feuchte Reste aus der Eishalle nebenan. "Wir wollen den Kindern die Angst nehmen und zeigen, dass wir ganzjährig unterwegs sein können", erklärt Dominik Feldmann vom Bayerischen Skiverband. "Und wenn wir Glück haben, finden wir heute vielleicht den nächsten Andreas Wellinger."

Wellinger, derzeit deutscher Skisprung-Meister, hätte wohl seine Freude gehabt mit dem ambitionierten Mini-Nachwuchs. Überhaupt sind am Sonntag vor allem die Wintersportangebote der Renner - bei mehr als 20 Grad Spätsommertemperatur. Gleich neben der Schanze wird geschossen, mit Biathlon-Gewehren auf kleine schwarze Scheiben einer original Weltcup-Anlage. Aus den Mündungen rasen allerdings keine Kleinkaliber-Projektile, sondern Laserstrahlen. Das Ziel steht mit 30 statt 50 Metern auch ein gutes Stück näher als bei den Profis, "um Erfolge zu garantieren", wie Standleiter Uwe Spörl erklärt. An anderer Stelle ragt ein sechs Meter hoher Turm in die Höhe, den man im Stile eines Eiskletterers mit Steigeisen und Eispickel erobern kann - nur dass die Wand nicht aus Eis besteht, sondern aus Schaumstoff.

Zum Ausprobieren dieser Sportarten reicht es allemal. Zum "Appetit machen", wie Stadtschulrätin Beatrix Zurek bei der offiziellen Eröffnung sagt. 120 000 Euro hat der Stadtrat bewilligt, um das für Besucher kostenlose Festival zu finanzieren. Doch nicht nur die Stadt präsentiert hier ihre Sportangebote. Viele Firmen, vom Fitnessstudio bis zum internationalen Sportartikelhersteller, nutzen das Festival als Marketing-Bühne. So unterschiedlich ist dann auch das Angebot: Es reicht vom städtisch organisierten Bierkastenklettern (bei 15 Kästen ist spätestens Schluss) bis zum öffentlichen "Probetraining" einer Fitness-Kette. Trend-Sportarten wie Bouldern oder Stand-up-Paddling sind ebenso vertreten wie das klassische Boule-Spiel, ein paar Tischtennisplatten oder eine bunte Hüpfburg. "Wahnsinn", sagt eine Mutter zu ihren beiden Söhnen, "was die hier alles aufbauen."

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