Proben für den EM-Einsatz:Polizisten im Trainingslager

Österreichisches Recht, internationale Gesten: Während die deutsche Nationalmannschaft auf Mallorca geschwitzt hat, haben Münchner Beamte für den EM-Einsatz in Salzburg gepaukt.

Die Münchner Polizei hat sich in ihrem eigenen Trainingslager auf die Fußball-Europameisterschaft vorbereitet. Während die deutsche Nationalmannschaft auf Mallorca geschwitzt hat, haben Christian Dichtl und seine Kollegen in der Landeshauptstadt österreichisches Recht und englische Fußballbegriffe gepaukt. Mit knapp 270 anderen Polizisten aus München ist Dichtl während der EM zur Unterstützung in Salzburg im Einsatz. "Über den Auftrag freut sich jeder", sagt der 33-Jährige und grinst breit. Er ist selbst Fußballfan, wie viele seiner Kollegen.

Proben für den EM-Einsatz: Polizeikomissar Christian Dichtl, 33, Polizeihauptkomissar Michael Janski, 41, und Hauptkomissar Christian Zwicklbauer, 42, (v.l.) kennen sich aus mit österreichischem Recht und englischen Fußballbegriffen.

Polizeikomissar Christian Dichtl, 33, Polizeihauptkomissar Michael Janski, 41, und Hauptkomissar Christian Zwicklbauer, 42, (v.l.) kennen sich aus mit österreichischem Recht und englischen Fußballbegriffen.

(Foto: Foto: ddp)

Was sie außer Sportbegeisterung für ihren Dienst im Nachbarland brauchen, haben die Polizisten in Schulungen mit auf den Weg bekommen - von der gestikulierenden Kommunikation mit ausländischen Fans bis zu rechtlichen Finessen. Strafrecht, Polizeirecht, selbst die österreichische Straßenverkehrsordnung haben Dichtl und seine Partner in den vergangenen Wochen durchgekaut. Schließlich sind die Deutschen neben den Österreichern im Gastgeberland die einzigen, die volle Polizeibefugnisse haben.

Dienst mit Waffe

Waffen tragen, Personalien aufnehmen, Verdächtige durchsuchen oder festnehmen - "wir dürfen dort alles machen wie bei uns", sagt Dichtl. Österreichische Beamte sind eigens nach München gekommen, um mit den bayerischen Kollegen Rechtsvorschriften zu wälzen - eine Woche lang. "Eigentlich sind die Unterschiede minimal", sagt der 33-Jährige. Aber der Teufel steckt im Detail. "In Österreich darf die Polizei zum Beispiel nicht einfach über eine rote Ampel fahren - trotz Blaulicht", erzählt er. Auch seien mehr Waffen erlaubt als in Deutschland, etwa Butterfly- oder Einhandmesser. "Solche Dinge muss man im Einsatz wissen", sagt Michael Janski. Er fährt als Zugführer mit seiner ganzen Einheit nach Salzburg.

Was Torwart, Elfmeter oder Halbfinale auf Englisch heißen, wissen die Polizisten auch. Falls sie bei ausländischen Fans weder mit Deutsch noch Englisch weiterkommen, haben sie noch ein paar Gesten mit auf den Weg bekommen. Die meisten Aufgaben im EM-Rummel sind für sie aber nichts Neues. Volle Stadien und Fanfeste - all das kennen die Münchner von Bundesliga- und Champions League-Spielen. "Fußball ist für uns Alltag", sagt Christian Zwicklbauer. Auch er leitet eine Einheit in Österreich.

Auf dem Sportplatz neben dem Münchner Polizeigebäude kicken sich die Kollegen ein paar Bälle zu, auch das gehört zur Einstimmung. "Hier hat bei der WM 2006 schon mal die schwedische Mannschaft ein Geheimtraining gemacht", erzählt Dichtl. An die WM denken alle drei gerne. "Da hatten wir eine Superstimmung", sagt Zwicklbauer. Alle hoffen auf ein ähnliches Fest in Österreich. In Salzburg sind die bayerischen Polizisten nicht nur am Stadion im Einsatz, sondern auch in der Innenstadt, auf den Public-Viewing-Plätzen und am Bahnhof. Jede Truppe wird von einem österreichischen Kollegen begleitet. "Das Verhältnis zwischen uns ist sehr gut", sagt Dichtl. Der Frieden könnte aber ein jähes Ende finden, meint er und lacht: "Wenn wir gegen Österreich im Halbfinale stehen."

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