Premiere von "Ten":Alle zehn Gebote an einem Kneipenabend brechen

Sie haben der Schwabinger 7 ein Denkmal gebaut: Der Kurzfilm "Ten" wurde kurz vor dem Abriss der legendären Absturzkneipe gedreht. Auf der Premierenfeier geht es allerdings nicht ganz so verrucht zu wie beim Dreh in der Kneipe.

Lisa Sonnabend

In der Schwabinger 7 haben sich schon immer die verrücktesten Szenen abgespielt. Eines Nachts, ein Anzugsträger sitzt an der Bar, er hat eine Mission zu erfüllen: Alle zehn Gebote in einer halben Stunde zu brechen. Du sollst nicht stehlen, ist schnell erledigt. Auch der Ehebruch in der Toilette der Kneipe wird zügig vollzogen. Aber jemanden töten?

Premiere von "Ten": Premiere von "Ten": Götz Otto (links) trägt nicht mehr rosa Kleid, sondern schwarze Jacke. Produzenten und Darsteller Christof Arnold (rechts) will mit dem Film der Schwabinger 7 ein Denkmal setzen.

Premiere von "Ten": Götz Otto (links) trägt nicht mehr rosa Kleid, sondern schwarze Jacke. Produzenten und Darsteller Christof Arnold (rechts) will mit dem Film der Schwabinger 7 ein Denkmal setzen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Wenige Tage bevor die Schwabinger 7 Ende Juni abgerissen wurde, rückte ein Team an, um den Kurzfilm "Ten - Sündige und du wirst erlöst" zu drehen. Die Handlung: Ein Mann geht an der Himmelspforte eine Wette ein. Wenn er alle Gebote bricht, darf er zurück auf die Erde. Es ist vor allem eine Hommage an die legendäre Absturzkneipe. Im Abspann wird ein Foto der Eingangstür eingeblendet und der Schriftzug: "In memoriam Schwabinger 7".

Ohne die Kneipe geht es nun allerdings längst nicht mehr so verrückt zu in der Stadt, wie die Premierenaufführung am Mittwochabend beweist. Die verruchten Gestalten aus dem Film stehen nun im Foyer des Kinos Münchner Freiheit, betreiben höflich Small Talk und nippen an der Bierflasche. Götz Otto, eben noch als Drag Queen mit rosa Kleid am Tresen, trägt nun eine schlichte, schwarze Jacke und gibt sich als Langweiler: "Ich lebe seit 22 Jahren in München, doch in der Schwabinger 7 war ich privat nie." Der Charme der Kneipe habe sich ihm auch beim Dreh nicht ganz erschlossen.

Regisseur Stefan Hering erzählt ganz nüchtern, wie es zu dem Film kam: Bereits vor zehn Jahren hatte er mit Hauptdarsteller und Produzent Christof Arnold die Idee. Als bekannt wurde, dass die Schwabinger 7 bald schließen müsse, dachten sie: Jetzt oder nie. "Denn nur die Sieben hatte diesen speziellen morbiden Charakter."

Dann wird Hering emotional. "Ich hoffe, er ist bald wieder auf dem Damm", sagt er und meint damit Johannes Heesters. Der 107-Jährige liegt nach einem Schwächeanfall im Krankenhaus, die Premiere musste er absagen. In "Ten" spielt Heesters den "Transit-Manager" Petrus. Gedreht wurde die Szene am Flughafen Memmingen. Ein 107-Jähriger in der Schwabinger 7, das wäre dann doch zu verrückt gewesen.

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