Premiere im Rathaus:Ein besonderes Ja-Wort

Premiere im Rathaus: Premiere: Bettina Messinger und Roland Fischer waren die Ersten, die Verena Dietl (links) in ihrer neuen Rolle als Dritte Bürgermeisterin traute.

Premiere: Bettina Messinger und Roland Fischer waren die Ersten, die Verena Dietl (links) in ihrer neuen Rolle als Dritte Bürgermeisterin traute.

(Foto: Robert Haas)

Erstmals schließt in München eine Bürgermeisterin eine Ehe

Von Heiner Effern

Dass der Tag und sie selbst sogar ein klein bisschen in die Münchner Historie eingehen könnten, das hat Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) selbst erst am Vormittag gemerkt. Da ging sie mit Gerhard Benedikt, dem Leiter des Standesamts, noch einmal durch, was sie für ihre erste Hochzeit alles beachten muss. Ausweise kontrollieren, Ehehindernisse feststellen, nur mit dem Nachnamen unterschreiben, die formalen Pflichten eben. Und als die beiden zusammensaßen, kamen sie darauf, dass es eine besondere Premiere sein wird: Noch nie hat eine Münchner Bürgermeisterin eine Ehe geschlossen.

Bisher war es in der Stadt zwar schon üblich, dass der Oberbürgermeister Paare traut. Eine Oberbürgermeisterin gab es in München allerdings noch nicht, Zweite und Dritte Bürgermeister dürfen in Bayern erst seit zwölf Jahren als Standesbeamte Paare trauen. Christine Strobl (SPD) nutzte als Bürgermeisterin diese Möglichkeit nicht. Die jetzige Kollegin Katrin Habenschaden (Grüne) hat sich zwar wie Dietl vom Stadtrat per Abstimmung berechtigen lassen und die Ernennungsurkunde von OB Dieter Reiter (SPD) erhalten, hat ihren ersten Einsatz aber noch vor sich.

Als Bürgermeisterin Dietl dann nach erfolgreicher erster Trauung vor der Tür in der Mandlstraße steht, schnauft sie kurz durch und sagt: "Ich war total aufgeregt. Wenn einem die Menschen was bedeuten, will man alles richtig machen." Für die beiden, die ihr erstes Brautpaar waren, trifft das auch noch auf ganz besondere Weise zu. Vor Dietl haben sich die langjährige SPD-Stadträtin Bettina Messinger und der Münchner SPD-Vize Roland Fischer das Ja-Wort gegeben. Da fiel es Dietl spürbar leicht, in ihrer ersten Rede zur Begrüßung von Braut und Bräutigam die richtigen Worte zu finden. "Ich kenne euch ja nun seit gut 20 Jahren." Mit Messinger saß Dietl gemeinsam in der Fraktion, bis sich die Wege trennten. Die eine wurde Bürgermeisterin, die andere zog sich aus dem Stadtrat zurück. Mit Fischer wiederum durchlebte Dietl so manche Sitzung des Münchner Parteivorstands. "Jeder von euch hatte sein eigenes Feld, und jeder von euch hat beim anderen den nötigen Rückhalt gefunden", würdigte sie den Einsatz der beiden, für München und füreinander.

Dass die Parteifreunde die ersten sind, die Dietl als Standesbeamtin traut, ist natürlich kein Zufall. "Das wollten wir unbedingt", erzählt Partei-Vize Fischer, der als Mitarbeiter in Dietls Büro die Themen Wohnen und Mieten betreut. Die beiden haben es auch nicht bereut. "Das hat sie perfekt gemacht", freut sich Bettina Messinger nach der Eheschließung, bei der Dietl auch sehr persönlich zu den beiden sprach. Sie könne nun nicht sagen, dass die beiden ab sofort gemeinsam durchs Leben gehen sollten, erklärte sie. "Ihr habt ja schon fast 30 Jahre geprobt." In Abwandlung des Wunsches gab sie ihnen den Rat mit, einfach "weiter so durchs Leben zu gehen" wie bisher. Am Ende überreichte Dietl ihren Freunden ein rotes Herz aus Glas für eine "München-Liebe", wie sie die SPD pflege und die beiden schon lange als Paar leben würden.

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