Dieser Junge hat es in sich, selbst wenn er in der Menge der Premierengäste erst mal gar nicht auffällt. Das Mathäser-Kino am Sonntagnachmittag: Hunderte drängeln sich auf dem roten Teppich; Fotografen und Fernsehteams müssen bei sommerlichen Temperaturen eine Extraschicht einlegen. Es ist wieder Wickie-Zeit, das bedeutet, es steht ein massiver Angriff in den deutschen Kinos bevor. Auch der Darsteller weiß natürlich, was von ihm erwartet wird: Der 13-jährige Jonas Hämmerle ist längst ein Medienprofi - deshalb gibt er geduldig Interviews, spielt seine ganze Souveränität aus und wirkt kein bisschen nervös.
Knapp fünf Millionen Kinogänger haben den ersten Teil, den von Bully Herbig gedrehten Film, 2009 in den deutschen Kinos gesehen. Und die Abenteuer der starken Männer aus Flake, die ohne ihren cleveren kleinen Anführer sofort baden gehen würden, sind offenbar noch lange nicht auserzählt. Für "Wickie auf großer Fahrt" stand Herbig als Filmemacher allerdings nicht mehr zur Verfügung, sein Nachfolger an Deck des Wikinger-Schiffs ist der Regisseur Christian Ditter, der am Walchensee aufregende Dreharbeiten erlebte.
Für Teil zwei haben die Produzenten voll auf den 3-D-Trend gesetzt, auf wilde Kamerakurven, opulente Bilder, Karacho-Kino. Einen technisch aufwendigeren Kinderfilm hat es in Deutschland wohl noch nicht gegeben. Die Schauspieler Eva Padberg, Christoph Maria Herbst, Günther Kaufmann (als schrecklicher Sven) und Waldemar Kobus (als immer noch leicht dämlicher Wickie-Vater Halvar) müssen sich auf der Leinwand mächtig anstrengen, um gegen die Effekte zu bestehen. Bei der Präsentation im großen Mathäser-Saal sind sie alle dabei, auch dieser Film braucht schließlich erst mal einen Promi-Schub.
Die Stimmung ist jedenfalls gut bei dieser Popcorn-Premiere der Constantin Film, viele Gäste sind mit ihren Kindern da - aber auch die Erwachsenen kennen Wickie seit Jahrzehnten. Ganz egal ob als Zeichentrick-Figur oder in der Person des schwäbischen Kinderstars Jonas Hämmerle: Dieser Junge hat das Zeug zum Klassiker.