München:Taxifahren wird teurer

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  • Die Tarife der Taxen in München steigen zum 1. März um durchschnittlich 6,7 Prozent.
  • In der Taxiszene, die in München sehr zersplittert ist, hatte es heftige Auseinandersetzungen gegeben.
  • Zudem mischen neue Dienste wie etwa Uber die Branche derzeit auf, zahlreiche Verfahren sind anhängig.

Von Marco Völklein, München

Taxikunden müssen von diesem Dienstag an deutlich mehr für ihre Fahrten zahlen. Bereits im Herbst hatte der Stadtrat beschlossen, dass die Tarife zum 1. März um durchschnittlich 6,7 Prozent steigen. Allerdings setzt sich der Tarif aus verschiedenen Bausteinen zusammen: So steigt zum Beispiel der Mindestpreis pro Fahrt von bislang 3,50 auf 3,70 Euro.

Der Kilometerpreis, der wiederum gestaffelt wird nach der Länge der zurückgelegten Strecke, erhöht sich ebenfalls. So kosten die ersten fünf Kilometer von Dienstag an jeweils 1,90 Euro (bisher: 1,80 Euro). Bei Fahrten in Großraumtaxis wird vom fünften Fahrgast an ein Pauschalzuschlag von nun sechs Euro (bisher: fünf Euro) fällig.

Einen Festpreis gibt es nur zum Flughafen

Die Tabelle gibt einen Überblick, um wie viel einzelne Fahrten teurer werden. Die Taxizentrale Isarfunk hat dabei aber keine Zuschläge oder Wartezeiten einberechnet. Zudem hat sie vorausgesetzt, dass der Fahrer ohne Stopp an roten Ampeln durchkommt, was insbesondere in Hauptverkehrszeiten unrealistisch sein dürfte. Die Preise sind also nur grobe Richtwerte, tatsächlich dürften Kunden mehr zahlen. Nur für die Tour vom Flughafen zur Messe (und zurück) gilt ein Festpreis.

Die neuen Taxipreise - ohne Stau, rote Ampeln oder sonstige Vorkommnisse. (SZ-Grafik) (Foto: N/A)

Der Anhebung vorausgegangen war eine heftige Auseinandersetzung in der zersplitterten Taxiszene. So hatte der Taxiverband München (TVM), in dem vorwiegend größere Firmen mit mehreren Fahrzeugen organisiert sind, sogar eine Anhebung um bis zu zwölf Prozent verlangt. Die Taxi München eG indes, die hauptsächlich Fahrer mit nur einem Taxi vertritt, hatte sich gegen eine so hohe Anhebung ausgesprochen und nach langem Hin und Her die Erhöhung um fast sieben Prozent beantragt. Ein zu deutlicher Anstieg, hatte Genossenschaftsvorstand Frank Kuhle befürchtet, könnte viele Kunden vergraulen.

Uber hat die Preise deutlich gesenkt

Zumal die Branche massiv unter Druck steht. Denn vor Kurzem hat der US-Fahrdienstvermittler Uber seine Preise um im Schnitt 20 Prozent gesenkt. Beim Dienst "Uber-X" zahlen Nutzer nach Firmenangaben durchschnittlich fünf Euro für eine Fahrt vom Stachus zum Geschwister-Scholl-Platz, eine Tour vom Hauptbahnhof zum Flughafen kommt auf 43 Euro.

Ziel des Münchner Uber-Chefs Christoph Weigler ist es, mit dem Preis "etwa ein Drittel unter dem des Taxigewerbes" zu liegen. Allerdings sind die Fahrpreise "dynamisch": Insbesondere zur Wiesn oder an Silvester, wenn eine große Nachfrage besteht, könne auch mal das Doppelte des eigentlichen Fahrpreises verlangt werden. Mitte März will zudem mit Clever-Shuttle ein weiterer Anbieter starten.

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Uber wie Clever-Shuttle setzen dabei auf Limousinendienste - also auf Firmen, die Mietwagen inklusive Chauffeur anbieten. Uber arbeitet mit Partnerfirmen zusammen; die Amerikaner betreiben lediglich eine Vermittlungs- und Abrechnungsplattform, die sich die Nutzer als App-Programm auf ihr Smartphone laden müssen. Die Partnerfirmen greifen ebenfalls auf die App zu, um die Kunden aufzugabeln.

Beim Dienst "Uber-Black" werden so Oberklasse-Autos vermittelt, bei Uber-X Fahrzeuge der Mittelklasse. Mit wie vielen Partnerfirmen Uber zusammenarbeitet, wie viele Autos im Einsatz sind und wie viele Fahrten so abgewickelt werden - zu all diesen Fragen macht Weigler keine Angaben.

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"Ein Angriff auf das Gewerbe"

Die Taxibranche indes ist alarmiert. Die Uber-Preissenkung sei ein "heftiger Angriff auf das Gewerbe", sagt TVM-Chef Florian Bachmann. Und Genossenschafter Kuhle wirft Weigler vor, mit den günstigen Tarifen "den Markt kaputt machen zu wollen" - um hinterher über noch höhere Preise abzusahnen. Uber-Manager Weigler weist dies zurück: Das Taxigewerbe sei gar nicht das Ziel der Preissenkung.

Vielmehr gehe es Uber darum, gänzlich neue Kundengruppen zu erschließen, denen Taxifahren bislang zu teuer ist. Ähnlich sehen es die drei Gründer von Clever-Shuttle. Zudem hätten die Taxler ihr Schicksal ja selbst in der Hand, schimpfen immer wieder verärgerte Fahrgäste: Durch einen besseren Service und mehr Freundlichkeit könnten sie neue Kunden dazugewinnen.

Das KVR ist alarmiert

Die Taxibranche kündigt bereits Abwehrmaßnahmen an: So will Isarfunk die Uber-Partnerfirmen genau beobachten. Denn laut Gesetz sind die Limousinenfahrer verpflichtet, nach jeder Fahrt zu ihrem Betrieb zurückzukehren, bevor sie eine neue Fahrt annehmen - auch wenn das "ökologisch fragwürdig ist", wie Uber-Mann Weigler findet. Man werde Testfahrten bei Uber vornehmen und mögliche Verstöße gegen die Rückkehrpflicht den Behörden melden, sagt Isarfunk-Chef Christian Hess.

Auch eine Sprecherin des Kreisverwaltungsreferats (KVR) kündigt an, "vor allem die Frage der Rückkehrpflicht genau zu beobachten". Als Uber vor zwei Jahren mit dem mittlerweile eingestellten Angebot "Uber-Pop" startete, bei dem Privatleute ohne Lizenz mit ihren Privatautos losstarten und Fahrgäste einsammeln sollten, leitete das KVR mehr als 40 Verfahren gegen Uber-Fahrer ein. Mehr als 30 davon sind laut KVR mittlerweile rechtskräftig.

© SZ vom 29.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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