Süddeutsche Zeitung

Postpalast:Umbau des Postpalasts hat begonnen

  • Die Arbeiten zur Neugestaltung des denkmalgeschützten ehemaligen Paketzustellamts und des Areals drumherum haben begonnen.
  • Auf dem Areal wird eine durchgehend kommerzielle Nutzung entstehen.
  • Hinter dem Projekt steht ein schwer zu durchschauendes Geflecht von Firmen und der israelische Milliardär Amir Dayan.

Von Sebastian Krass

Die gepflasterte Zufahrt ist unter festgefahrener Erde und Reifenspuren nur noch zu erahnen, Bagger und anderes Gerät stehen vor den offenen Türen, durch die einst Pakete auf Lieferwagen verladen wurden. Auf der Rückseite, das ist durch das Gittertor einer Hofeinfahrt zu erkennen, ist eine Baugrube ausgehoben: Die Arbeiten zur Neugestaltung des denkmalgeschützten ehemaligen Paketzustellamts, zuletzt auch bekannt als Event- und Konzertlocation mit dem Namen "Postpalast", und des Areals drumherum sind in vollem Gange.

Die Simulation auf der Bautafel an der Wredestraße zeigt nun auch, was bisher nicht bekannt war: wie die Zukunft dieses geschichtsträchtigen Ortes zwischen Hackerbrücke und Circus Krone künftig aussehen soll. Limousinen parken vor dem Eingang der spektakulären Rotunde mit dem aufgesetzten Glasdach. Drinnen - das verrät diese Simulation nicht - sind Rezeption, Restaurant und Bar eines Hotels untergebracht, Kategorie "Superior-4-Sterne-Standard", wie der Investor auf seiner Internetseite schreibt. Hinter dem Gebäude erhebt sich ein neu zu bauender siebenstöckiger Querriegel für Hotelzimmer.

Zu dem denkmalgeschützten Ensemble zwischen Arnulf- und Tillystraße, Wrede- und Deroystraße gehört auch die niedrige Randbebauung samt dem auffälligen Portal und Relief an der Arnulfstraße. Es wurde zwischen 1925 und 1930 nach Plänen von Robert Vorhoelzer, Walther Schmidt und Franz Holzhammer gebaut. Viele Jahre wurden durch die 58 Türen der Rotunde Pakete für die Münchner auf Lastwagen geladen. Seit dem vergangenen Herbst ist bekannt, dass ein Investor in dem Komplex eben jenes Hotel, Büroräume und eine Tiefgarage bauen will.

Viel mehr war lange Zeit nicht zu erfahren. Hinter dem Projekt steht ein schwer zu durchschauendes Geflecht von Firmen, deren Gesellschafter teils auf Zypern registrierte Unternehmen sind. Auf der Bautafel ist als Bauherr eine "Projekt Arnulfstraße München GmbH" genannt, als Projektentwickler eine "PBM Construction Germany GmbH", zudem bewirbt eine "Intown Property Management GmbH" das Projekt auf ihrer Internetseite, der zuständige Pressesprecher wiederum hat in seiner Signatur den Firmennamen "Vivion Investment GmbH" stehen. Was alle vier Firmen eint, ist eine Adresse in Berlin-Kreuzberg. Dahinter steht der israelische Milliardär Amir Dayan. Genauere Auskünfte zu den Eigentumsverhältnissen will der Sprecher nicht machen.

Das ARD-Magazin "Panorama" berichtete kürzlich über große Immobilien in Deutschland, bei denen schwer herauszubekommen ist, wer eigentlich Eigentümer ist - und über Bewohner, die daran verzweifeln. In all diesen Fällen sei Dayan, der zu einer weltweit operierenden Unternehmerfamilie gehöre, als Investor aufgetreten. Groll von Bewohnern gibt es bei dem Projekt in München nicht, da es auf dem Areal gar keine Wohnungen gab. Der Bezirksausschuss Maxvorstadt aber ist wenig begeistert von den Plänen des Investors, man hätte sich mehr öffentliche Nutzung als die Hotelgastronomie und den frei zugänglichen Hotelvorplatz gewünscht, zum Beispiel eine Kita, Raum für Kultur - oder eben neue bezahlbare Wohnungen. Solche Ideen waren aber baurechtlich nicht durchzusetzen.

So wird auf dem Areal eine durchgehend kommerzielle Nutzung entstehen. Das Hotel soll 34 000 Quadratmeter einnehmen und 283 Zimmer haben, zudem Konferenzräume und einen ausgedehnten Spa-Bereich. Eine Entscheidung über den Betreiber sei noch nicht getroffen, sagt der Sprecher des Investors. Zudem sind 15 000 Quadratmeter Büroflächen geplant, die vor allem in der Säulenhalle entstehen, dem bereits bestehenden Querriegel im hinteren Teil des Grundstücks, der um eine Etage aufgestockt wird. Zudem entsteht eine vollautomatische Tiefgarage mit 294 Parkplätzen, auf drei Ebenen, die mit vier Autoliften erschlossen wird. Entworfen hat die Neugestaltung das Münchner Architekturbüro Allmann Sattler Wappner.

Trotz der auch wegen des Denkmalschutzes aufwendigen Bauarbeiten soll der Teil mit der Büronutzung im vierten Quartal 2020 in Betrieb gehen. Die Eröffnung des Hotels ist für das dritte Quartal 2021 geplant. Bereits fertig und bezogen ist der Neubau auf dem westlichen Teil des Grundstücks, hin zur Deroystraße. Dort ist in einem anderen Investorenprojekt ein Block mit 81 luxuriösen Eigentumswohnungen entstanden.

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SZ vom 07.05.2019/vewo
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