Positionspapier für die Isar:Druck aufs Wasser

Mountainbiker, die durch die Natur brettern. Partyvolk, das Berge von Müll hinterlässt: Die Stadt München, der Landkreis, Umwelt- und Radsportverbände streben nun eine Resolution an, um die Isar zu schützen.

Jürgen Wolfram

Mountainbiker, die durch sensible Naturzonen brettern. Partyvolk, das auf Kiesinseln grillt und Berge von Müll hinterlässt. Auf der anderen Seite Naturschützer, die regelmäßig gegen die ausufernden Zustände protestieren: Die Gemengelage an der oberen Isar, im Landstrich zwischen der Marienklause in Thalkirchen und Kloster Schäftlarn, ist unübersichtlich. Um die Interessenkonflikte zwischen Freizeitnutzung und Naturschutz zu mildern, haben die Stadt und der Landkreis München gemeinsam mit Radsport- und Umweltschutzverbänden eine "Resolution" erarbeitet.

Positionspapier für die Isar: Eine Idylle, doch nicht an allen Stellen: die Isar.

Eine Idylle, doch nicht an allen Stellen: die Isar.

(Foto: Stephan Rumpf)

Das Ziel: Sie wollen durch Dialog, Aufklärung und die punktuelle Planung von Ausweichrouten für Radler - etwa durch den Perlacher Forst - Druck von der Flusslandschaft nehmen. Bürgermeister Hep Monatzeder kündigte an, das städtische Baureferat werde die Errichtung von Skate- und Dirtbike-Anlagen vorantreiben, um Radlern so Alternativen zu den überlasteten Ufern aufzuzeigen.

"Das Miteinander von Mensch und Natur an der Isar ist oft nicht mehr intakt", sagte Monatzeder am Dienstag bei der Vorstellung des Positionspapiers. In fast zweijährigen Bemühungen sei es wenigstens gelungen, "zwischen zwei sehr gegensätzlichen Interessengruppen" zu vermitteln. Als Schutzgebiet von europäischem Rang mit Refugien für seltene Arten beschrieb Landrätin Johanna Rumschöttel das obere Isartal. Doch das Naturerbe stoße in seiner Funktion als "Erholungsgebiet, Spiel- und Sportarena" an Grenzen. Es gelte daher, "ein Zeichen zu setzen für den Erhalt dieser einmaligen landschaftlichen Schönheit" - Lenkungsmaßnahmen eingeschlossen.

Zu bremsen, darin waren sich alle Seiten einig, seien vor allem jene "Querfeldeinradler", die eigenmächtig Pisten anlegen und notorisch die markierten Wege verlassen. Hinter diese Forderung stellt sich ausdrücklich auch Günther Manstorfer von der Sektion München des Deutschen Alpenvereins, der im Münchner Rathaus für die Radlerverbände sprach. "Es liegt uns am Herzen, neue Wege zur Sicherung des Isartaler Naturraums zu beschreiten", sagte Manstorfer und bot seine Mithilfe bei der Erarbeitung detaillierter Wegekonzepte an. Zudem wollen die Radsportler künftig auf Gruppentouren durchs Isartal verzichten.

Manfred Siering, Vorsitzender der Ornithologischen Gesellschaft Bayern und Stimme des Naturschutzes, zeigte sich zufrieden mit der gemeinsamen Aktion. Aus seiner Sicht startet jetzt immerhin "ein Prozess, das FFH-Gebiet Isartal vor Übernutzung zu bewahren". Die "Schatzkammer der Natur" südlich von München sei einmalig für die Region: Beinahe nur noch hier wachse der Frauenschuh, niste der Uhu, schlängele sich die Kreuzotter durchs Gestrüpp. Doch dieses Biotop sei durch das exzessive Freizeitverhalten ohne Rücksicht auf die sensible Flusslandschaft gefährdet.

Für den Vorsitzenden des Isartalvereins, den früheren Schäftlarner Bürgermeister Erich Rühmer, ist eine Generallösung überfällig. Es gelte, das seit 1964 unter Landschaftsschutz stehende Isartal "vor Zerstörung wirklich zu bewahren". Das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum in der Metropolregion dürfte diese Aufgabe nicht gerade erleichtern, glaubt er.

Auch Landrätin Rumschöttel prognostiziert für die boomende Region noch "viele Begehrlichkeiten", deren sich der Naturschutz erwehren müsse. Zunächst soll mit der Kampagne Überzeugungsarbeit bei jenen Isar-Fans geleistet werden, die keinem der involvierten Verbände angehören.

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