Porträt:Keiner kennt das Haus besser

Die Sperger-Brüder sind am Platzl aufgewachsen.

Von Christian Mayer

Michael und Wolfgang Sperger kennen das Hofbräuhaus aus zwei Perspektiven: von oben und von unten. Ganz oben, unterm Dach des 1897 eingeweihten Gebäudes am Platzl, haben sie einen Teil ihrer Jugend verbracht. "Das war schon manchmal sehr laut, weil die Gäste bis Mitternacht im Biergarten saßen", erzählt Michael Sperger. "Jedenfalls eine tolle Zeit."

Ein Jahrzehnt, von 1980 bis 1990, wohnte die Wirtsfamilie in der Dachgeschosswohnung mit bestem Ausblick. Hautnah haben die Söhne erlebt, wie ein gastronomischer Großbetrieb funktioniert und was es bedeutet, sein Bett über Festsaal und Schwemme zu haben.

Die zweite Perspektive auf das Hofbräuhaus ist die von unten: Schließlich mussten Michael, 36, und Wolfgang, 35, ihren Vater Michael Sperger tatkräftig unterstützen. Der Chef im Hofbräuhaus ist nicht einfach nur Gastwirt, sondern wichtiger Repräsentant seiner Brauerei, und wie bei jeder Monarchenfamilie müssen auch die Kindern ihre Rolle spielen.

Es war beinahe logisch, dass die Söhne nach dem Tod des Vaters vor vier Jahren noch stärker in die Pflicht genommen wurden: Wolfgang als Verantwortlicher für Küche, Einkauf, Schanktechnik und von 1995 an auch für den Service; Michael für die Technik, Metzgerei und Küche. Eine klare Aufgabenteilung, bei der es auch im November bleiben soll.

Wolfgang, der stämmigere der beiden, wird dann als eine Art Außenminister fungieren, während Michael die technischen Abläufe kontrolliert. Was sich die beiden von dem Knochenjob erwarten? "Viel Arbeit, viel Ehre", sagt Michael Sperger. "Ich bin froh, dass wir das Haus mit seinen 180 Mitarbeitern gemeinsam führen, allein wäre es ein dicker Brocken."

Da trifft es sich gut, dass die Spergers aus einer Oberpfälzer Gastronomenfamilie kommen, die zusammenrückt, wenn es schwierig wird. Vater Michael stammte aus Regensburg, ein Verwandter führt in Thalmassing weiterhin den Landgasthof Sperger, seit 1919 in Familienbesitz. Michael und Wolfgang sind in München geboren, beide haben je eine Münchnerin geheiratet.

Michael ging bei einer Laimer Metzgerei in die Lehre und lernte Koch im Schreiberhof in Aschheim, bevor er die Geschäftsführung des Glocknerhof in Stamsried übernahm. Wolfgang absolvierte seine Kochlehre im Seehaus, anschließend studierte er an der University of Central Florida Restaurantmanagement. Das heißt nicht, dass er amerikanische Service-Ideen im Hofbräuhaus, wo Englisch längst Zweitsprache ist, einführen will. "Den Amerikanern geht's ums Business, uns um die Gastlichkeit", sagt Sperger routiniert.

Natürlich muss das Prestigeobjekt am Platzl aber ordentlich Umsatz machen - beim Geld hört die Gemütlichkeit auf. Nicht umsonst hat Hofbräu ein kompliziertes Bewerbungsverfahren durchgezogen, um die optimalen Pächter zu finden, die mit neuen Geschäftsideen und viel Energie den Bierfluss am Laufen halten sollen. Den Spergers trauen sie das zu.

Ob bei dem Job noch Zeit für die Familie bleibt? Schließlich hat Michael Sperger mit Partnerin Marlene Heuberger (eine Ernährungswissenschaftlerin) vier Kinder, Bruder Wolfgang wird im September zum dritten Mal Vater. "Gerade rechtzeitig vor dem Oktoberfest", sagt der Wirt. Ehefrau Barbara nickt, als ihr Mann versichert: "Selbstverständlich werden unsere Frauen voll in die Arbeit eingebunden."

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