Jetzt im Sommer beginnt wieder die schönste Pop-Zeit. Nämlich dann, wenn man nicht mehr die Tourneen der Wichtigen, die Must-see, eine nach der anderen in irgendwelchen Kellern und Hallen abhören muss, sondern wenn die Feierei, das Gemeinschaftserlebnis, das Ritual im Mittelpunkt stehen. Wenn dann die Musik passt, umso schöner.
Dann treibt es also die Münchner Szene wieder zur Sommerfrische. Wie immer hinaus ins Dachauer Land nach Jetzendorf. Das Puch-Open-Air eine Legende zu nennen, wäre untertrieben, jeder erzählt seine eigene Legende zum handgemachten Familientreffen auf der Bioschweinewiese der Brüder Lenz und Hubert Lehmair: vom Picknick unter Apfelbäumen; wie einen der Bauer mit dem Trecker aus dem Matschacker gezogen hat; wie Tocotronic ihre Verstärker durch den Schlamm getragen haben; wie beim zweiten Puch erstmals die Weilheimer Erlöser der Münchner Rock-Jünger hier ihre Messe hielten: The Notwist. Die sind am 13. Juli bei „35 Jahre Puch“ das Hauptabendprogramm, dabei sind auch ihr einstiger Elektroniker Acid Pauli alias Console, Salo („Musik für Hundestreichler“), Ulla Suspekt, Kratzen, Ippio Payo und Neue Lust aus Wien.

Noch nicht ganz so lange gibt es Münchens Weltkulturkraftpaket, das Muffatwerk. Das ganze vergangene Jahr über wurde groß 30-Jähriges begangen, den 31. Geburtstag begeht man etwas bescheidener und konzentriert auf einen Tag, aber auch bis zum Morgengrauen. Die Zugnummer – der Stuttgarter Tym – jedenfalls, deckt eine Menge Musikstile ab, mit denen das Muffatwerk gerade viele junge Stammgäste gewonnen hat: Hip-Hop, Trap, Hyperpop, Glitch, Synthie, Emo. Dazu kommen live Diana Goldberg, Katha Pauer, Versacer und zur Aftershow-Party Twoisaparty und DJ Phillinger (26. Juli).
Drei Wochen lang stemmt das Backstage seine große Sommersause: das Free & Easy. Bei dem Gratis-Festival in dem labyrinthischen Kulturzentrum gibt es nicht nur Konzerte wie das von Megaloh (19. Juli) und Partys, sondern auch die Deutsche Luftgitarrenmeisterschaft, politische Talks, den Punk-’n’-Roll-Markt und mehr (18. Juli bis 4. August).
Wenn es vor die Tore der Stadt zieht, der kann sich gleich in Schrobenhausen beim Noisehousen ordentlich was auf die Ohren geben lassen: Bei diesem stark besetzten Festival mit Camping-Areal und tatsächlich einem Sterne-Koch im Team (dem gebürtigen Schrobenhausener Chrissi Sauer) sind diesmal Mando Diao, The Subways, The Baboon Show, Alli Neumann und viele mehr gebucht (26. und 27. Juli).
Etwas weiter muss man zu den 3. Rinchnacher Kulturtagen fahren, und wird dort in Niederbayern doch viele Bekannte der Szene treffen. Der Musiker und Künstler Johannes Haslinger (Zitronen Püppies) hat hier im Roten Schulhaus nicht nur wieder eine tolle Ausstellung organisiert (über den Flugrad-Visionär Gustav Mesmer), sondern etliche spannende Konzerte auf drei Bühnen im Dorf, wie etwa eines mit Markus Acher, der mit The Notwist schon mit dem schönen Album „Musik für Flugräder“ vor dem „Ikarus vom Lauertal“ verneigt hat (19. Juli). Da spielt auch Maxi Pongratz mit, der am nächsten Tag wiederum für eine kleine Sensation sorgen wird: Mit einer öffentlichen Generalprobe will er die fantastischen vier von Oberammergau, das scheue Kofelgschroa, für einen seltenen Moment aus dem Dornröschenschlaf holen (20. Juli, 11 Uhr).