Pop:Liebe zum Detail

"Lali Puna" stellen im Strom ihre neue EP "Being Water" vor. Ein Stück weit spielt sich das Elektro-Pop-Trio um Sängerin Valerie Trebeljahr damit in die eigene Vergangenheit zurück

Von Martin Pfnür

Sechs Jahre zwischen "Faking The Books" und "Our Inventions", sieben Jahre zwischen "Our Inventions" und "Two Windows" - geht man von den Abständen zwischen den letzten drei Alben aus, so kommt die Anfang März und damit knapp anderthalb Jahre nach "Two Windows" erschienene neue EP der Münchner Elektro-Pop-Band Lali Puna fast schon wie eine Blitzveröffentlichung daher. Ein halbgarer Schnellschuss ist "Being Water" deshalb natürlich trotzdem nicht. Dafür steckt dann doch viel zu viel Liebe zum Detail in den vier elektrifiziert dahingleitenden Songs, die der Berliner DJ und Produzent David Krasemann alias Dave DK mit einem fein verklöppelten und plastisch pumpenden Remix der "Two Windows"-Nummer "Wear My Heart" vortrefflich ergänzt.

Lali Puna

Clever selbstreferenzielle Haltung zu Kunst und Welt: Valerie Trebeljahr von Lali Puna.

(Foto: Morr Music)

Ein Stück weit spielt sich die 1998 in Weilheim gegründete und seit dem Abgang von Markus Acher nach "Our Inventions" zum Trio geschrumpfte Band um Sängerin Valerie Trebeljahr dabei auch in die eigene musikalische Vergangenheit zurück. Lebt der markante digital-analoge Indietronic-Stil, der "Sound of Weilheim", mit dem Lali Puna einst im Dunstkreis von The Notwist reüssierten, hier doch nach den zart Richtung Tanzboden ausgerichteten Songs auf "Two Windows" auf eine ebenso clever selbstreferenzielle wie subtil aktualisierte Weise wieder auf.

Bereits das eröffnende Titelstück, das ein metaphorisch verklausuliertes Zitat der Martial-Arts-Legende Bruce Lee ("Sei wie Wasser") von einem Ratschlag zur Anpassungsfähigkeit im Kampf in ein neoliberales (Über)Lebensparadigma umdeutet, gibt im geschmeidigem Uptempo mit hellen Klangfarben und Handclaps die Richtung vor. Es folgen ein herrlich treibender, atmosphärisch passgenau auf der Kante zwischen Melancholie und Euphorie angesiedelter und gerade in seiner inhaltlichen Schlichtheit umwerfender Aufruf zur Verbundenheit in zunehmend hasserfüllten Zeiten ("For Only Love"); eine entschleunigt hingehauchte, hintersinnig-emanzipatorische Reflexion auf den nach wie vor primär männlich belegten Begriff des "Genies" ("Who's That Genius"); und mit "Beatx" eine wunderbar klassisch verfrickelte und zirpende instrumentale Klangmeditation, mit der Lali Puna ihren tollen Trademarksound auf ureigene Weise ins ätherische Segment überführen. Süßer die Synthies nie klingen!

Lali Puna, Donnerstag, 11. April, 21 Uhr, Strom, Lindwurmstraße 88

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