Woran denkt man im Mai? Natürlich an Primeln. Und Elefanten. Zumindest Freunde der seit 45 Jahren immergrünen Band Keimzeit („Kling Klang“), die namentlich ja auch in den Monat des Sprießens und der Tierbabys passt, haben diese Verbindung. Vor 30 Jahren brachte die Gruppe aus Lütte in Brandenburg um den Sänger Norbert Leisegang das wunderbar folkige, gegen das spießig-spaßige Dancefloortum gerichtete Album „Primeln & Elefanten“ heraus.
Sein Titel bleibt auch dann verworren, wenn man die entsprechenden Zeilen des zugrundeliegenden Songs genauer betrachtet: „All die Primeln mit ihrer Pracht gehören zu den Elefanten. / Gestreifte Mäuler, bunte Häute. / 80 Rüssel weit entfernt trifft das Echo auf zwei Leute / Die sich lieben.“ Wohl ein Zoobesuch ... Vielleicht erklärt Leisegang ein wenig mehr auf der 30-Jahre-Tour zu dem Album am Donnerstag, 8. Mai, im Club Strom.
Ja, alles keimt, vom Eise befreit sind die Seen nicht nur im Konzert des Augsburgers Eisbrecher, eines der wenigen sonnigen Vertreter des Genres Neue Deutsche Härte. Vom Titel des neuen Albums „Kaltfront“ nicht täuschen lassen! (10. Mai, Zenith). Denn tendenziell macht sich Heiterkeit breit im Münchner Pop-Mai, wenn auch ausgerechnet natürlich wieder nicht im Konzert von Die Heiterkeit im Strom (14. Mai). Düster, glänzend, immer etwas mysteriös geht es auch im neunten Album der Sängerin Stella Sommer zu, auf dem die moderne Frau unter anderem die Hexe in ihr rauslässt: „Schwarze Magie / hilft unter Garantie“. Dem würde sicher auch Sebastian Horn, Sänger von Dreiviertelblut zustimmen. Bayerns epische Parade-Band kommt mit einem taufrischen, ungewohnt heiteren Album in den Circus Krone zurück (20. Mai). Auf „Prost Ewigkeit“ verrät sie unter anderem, wie man mit drei Palmkatzeln in der Tasche einer oder eines Angebeteten den- oder dieselbe in sich verliebt macht, nicht nur im Wonne- und Flirt-Monat Mai.
Alles drängt hinaus zu neuen Erlebnissen, die macht man besonders zahlreich bei 400 Konzerten an 84 Orten bei der Langen Nacht der Musik (10. Mai, www.muenchner.de/musiknacht/). Sollte es noch etwas frostig sein, kann man sich bei den Seemanns-Liedern der Internet-Klick-Milliardäre The Wellermen abhärten. Die Auslöser des Shanty-Seebebens 2021 landen im kleinen Club-Hafen Live Evil (14. Mai, Fat Cat).

Frühlingsgefühle kommen immer auch bei Yvonne Catterfeld auf. Auf ihrem neuen Album zwischen Gospel, Soul und R’n’B lässt die Sängerin ihrem Bewegungsdrang freien Lauf und zeigt sich nicht nur in der Single „Move“ tanzfreudig (16. Mai, Muffathalle). Seit gut 20 Jahren ist sie nun als Musikerin, Schauspielerin und „The Voice“-Coach immer gern gesehen – und darf damit getrost als eine Immergrüne im Pop bezeichnet werden. Zu denen zählen im Mai auch The Tiger Lillies (13., Dachau), Bonny Tyler (19., Circus Krone), die ganze „Königsklasse“ der Ur-Ur-Hip-Hopper von Torch bis Main Concept (9., Muffathalle), Holly Johnson von Frankie Goes To Hollywood (23., Tonhalle), Hermann van Veen (24., Isarphilharmonie) und nicht zuletzt Alphaville mit dem (jetzt auch hübsch geremixten) Versprechen: „Forever Young“ (27., Circus Krone).
Schließlich ist der Mai auch der Monat der Hoffnung. Wer diesbezüglich Dünger braucht, holt ihn sich bei der britisch-albanischen Disco-Queen Dua Lipa („Houdini“) am 31. Mai und 1. Juni in der Olympiahalle ab. Die verbreitet titelgemäß auf dem neuen Album „Radical Optimism“.