Experimenteller Pop in den Kammerspielen:Mit Kunst aus der Krisenstimmung

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Große Lust auf Umtriebigkeit: die Münchner Künstlerin Mira Mann. (Foto: Jonas Höschl)

Im Werkraum der Kammerspiele hat Mira Manns experimentelle Avant-Pop-Reihe „Intimacy Quarterly“ eine neue Heimat gefunden. Zum Start gibt einen bunten Mix aus Lyrik, Performance, Kammermusik und Soul.

Von Martin Pfnür

Es ist nicht so, als würde es in dieser Stadt an Konzerten, Performances, Lesungen oder DJ-Sets mangeln. Ein Format, das all dies in einem kleinen Rahmen auf experimentelle Weise zusammenführt, ist hingegen durchaus von einem gewissen Seltenheitswert. Umso schöner also, dass Mira Manns Avant-Pop-Reihe „Intimacy Quarterly“ im Werkraum der Kammerspiele eine neue Heimat gefunden hat. Fließt in Manns „Konzertserie für eigenständige und kraftvolle Positionen der gegenwärtigen experimentellen Popmusik“ doch tatsächlich alles zusammen, was die gebürtige Münchnerin selbst künstlerisch umtreibt.

Bekannt geworden als Sängerin der seit 2017 ruhenden Indie-Rock-Band Candelilla, fächerte sich ihr Beschäftigungsfeld hernach auf eine Weise auf, die für eine große Lust an der Umtriebigkeit steht. Als Bookerin des Münchner Konzertclubs „Milla“ stand sie etwa fünf Jahre lang für ein Line-up, das gleich dreimal den Programmpreis „Applaus“ einheimste. Und als Lyrikerin und Solomusikerin veröffentlichte sie vier Gedichtbände, zwei EPs und ein Album, in denen sie sich auf radikal persönliche Weise mit Themen wie Sex, Mutterschaft oder auch ihrer Erkrankung an Multipler Sklerose auseinandersetzte.

Im Rahmen von „Intimacy Quarterly“, das als vierteljährliche Reihe 2022 im Blitz Club startete, liege das Hauptaugenmerk indes auf der „Verbindung von privaten und politischen Themen“, wie Mira Mann sagt. So folge sie und ihre Mitveranstalterin Daniela Schroll „der Überzeugung, dass risikofreudiges Experimentieren in einem geschützten Raum Handlungsmöglichkeiten für einen Umgang mit den Krisen und der Gewalt unserer Zeit aufzeigt.“

Eine ziemlich ambitionierte inhaltliche Prämisse also, die im Zuge der kommenden Ausgabe am 1. Februar mit Leben gefüllt werden möchte. So wird zum einen Mira Mann selbst den Abend wie immer mit einem neuen Langgedicht eröffnen, als Neuerung nun jedoch auch eine Neuinterpretation eines Song-Klassikers bieten – diesmal etwa „Die 4 You“ von Prince.

Und zum anderen sind neben dem DJ Jesaja Song drei Live-Acts unterschiedlichster Prägung da: das deutsch-spanische Performance-Duo „Discoteca Flaming Star“, das als stets kollaborativ arbeitendes Projekt zusammen mit dem Tänzer Thomas Lempertz auftreten wird; das experimentelle kammermusikalische Kontai Ensemble aus München, das unveröffentlichte Stücke seines Debütalbums spielt; sowie die Düsseldorfer Poetry-Slammerin und Musikerin Aylin Çelik, die ihre tollen elektronisch grundierten Soul-Songs auf die Bühne des Werkraums bringt. Facettenreichtum wider die allgemeine Krisenstimmung also – am 26. April geht es mit der nächsten Ausgabe weiter.

Intimacy Quarterly, Samstag, 1. Februar, 19.30 Uhr, Kammerspiele Werkraum, Hildegardstraße 1

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