Polizeibeamte auf dem Oktoberfest:Voraussetzung: Dicke Haut

Hunderte Polizeibeamte kümmern sich um die Sicherheit auf der Wiesn. Und müssen dabei einiges aushalten können.

Susi Wimmer

Gut 300 Polizeibeamte, Unterstützung aus dem Ausland, Sprengstoffhunde, Reiterstaffel, Videoüberwachung: Das sind die Hauptsäulen - neben diversen anderen Maßnahmen - auf denen die Münchner Polizei ihr Sicherheitskonzept für die Wiesn 2007 aufgebaut hat.

Seit dem Terroranschlag von 2001 wurde die Überwachung auf ein so hohes Level gefahren, "das kaum mehr zu toppen ist", wie Polizeisprecher Andreas Ruch sagt. Die Münchner Polizei jedenfalls wird trotz der momentan scharf geführten Terror- und Sicherheitsdebatte ihr bewährtes Wiesn-Konzept beibehalten.

"Selektive Einlasskontrollen"

Wenn man die 6,1 Millionen Besucher vom letzten Jahr und die 6,9 Millionen Maß Bier nimmt, die getrunken wurden, dann sind die etwa 300 erstatteten Anzeigen wegen Körperverletzung auf der Wiesn 2006 eher gering. Dem Besucher jedenfalls wird schon vor Betreten der Theresienwiese schnell klar, dass die Polizei präsent ist: Rund um das Festgelände patrouillieren hoch zu Ross die Beamten der Reiterstaffel.

Direkt an den Eingängen stehen dann die Kollegen in Grün und führen "selektive Einlasskontrollen" durch, wie es im Behördendeutsch heißt. Sprich: Die Besucher werden stichpunktartig kontrolliert, "vor allem, wenn sie Gepäckstücke dabei haben", sagt Andreas Ruch. Auf dem Festgelände dann gehen die Beamten in Sechsergruppen Streife.

Gut 300 Männer und Frauen des Polizeipräsidiums München werden an den 16 Tagen ihr Revier mit der Wiesnwache auf dem Festgelände tauschen. 100 weitere Kollegen stehen für den Notfall in Reserve. Seit 1998 vier Beamte der Wiesnwache brutal auf Besucher eingeprügelt hatten, lässt die Polizei nur noch "erfahrene Einsatzkräfte" auf das Festgelände. Die 19 Einsatzgruppen müssen vorab ein spezielles Wiesntraining absolvieren.

Dazu gehören beispielsweise die Festnahme eines Randalierers im vollbesetzten Festzelt oder das Deeskalieren hitziger Situationen. "Die Leute werden psychologisch geschult, sie haben eine dicke Haut und lassen sich nicht provozieren", meint Ruch. Generell werde man auch "über das ein oder andere Schimpfwort" hinwegsehen, "denn wenn wir jeder Beleidigung nachgehen, werden wir mit dem Schreiben nicht mehr fertig." Und schließlich sei die Wiesn ohnehin "eine ganz andere Welt".

Um diese Welt besser im Blick zu haben, sind an den neuralgischen Punkten auf der Wiesn Videokameras installiert. Zwei Beamte der Wiesnwache sitzen rund um die Uhr vor den Bildschirmen. So könne man beispielsweise selbst die "dunklen Ecken" hinter den Bierzelten gut im Auge behalten und im Bedarfsfall sofort eine Streife hinschicken.

Die Kamerabilder seien so gestochen scharf, "da kann man das Geschehen genau beobachten. Man kann sogar erkennen, wie beispielsweise einer einem schlafenden Betrunkenen den Geldbeutel aus der Tasche zieht", erzählt Andreas Ruch.

Auch nach der Sperrstunde noch im Einsatz

Wenn um 22.30 die Zapfhähne zu- und um 23 Uhr die Lichter ausgedreht werden, hat die Wiesnwache längst noch nicht Ruh': Auch im Dunkeln streifen die Beamten über die Wiesn, ertappen den ein oder anderen Dieb, der sich an einem Souvenirstand zu schaffen machen will - oder ein Pärchen, wie im letzten Jahr, das hoch oben in der "Wilden Maus" dem Namen des Fahrgeschäfts alle Ehre machte.

Neben der täglichen obligatorischen Kontrollen der Festzelte mit Sprengstoffhunden am Morgen und der Schulung der Ordner ("von der Polizei werden alle Security-Kräfte überprüft und erfasst") hat die Polizei zuweilen auch ganz dringende Probleme zu lösen: Im letzten Jahr kam es in einem Festzelt zu tumultartigen Szene vor dem stillen Örtchen.

Die Schlange vor der Damentoilette war so lang geworden, dass alle Gänge verstopft und der gesamte Zeltbetrieb lahmgelegt worden war. 50 Beamte stürzten sich in die Menge, regelten das Chaos und sorgten dafür, dass jede Besucherin Zutritt fand.

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