Süddeutsche Zeitung

Unterstützungsangebote:Scham und Angst überwinden

Etwa 300 Vergewaltigungen registriert die Polizei pro Jahr, aber nur etwa jede siebte Tat wird Studien zufolge angezeigt. Das Gesundheitsreferat hat die Hilfe für die Opfer jetzt ausgebaut.

Von Tom Soyer

Die Münchner Polizei registriert rund 300 Vergewaltigungen pro Jahr, und wenn die Annahme von Studien zutrifft, wonach nur etwa 15 Prozent der Betroffenen eine Anzeige erstatteten, dann sind es in München insgesamt etwa 2000 Vergewaltigungen jährlich. Opfer sind weit überwiegend Frauen und Mädchen. Weil die sich aus Scham, Angst oder Hilflosigkeit häufig nicht in ärztliche Behandlung begäben, hat das städtische Gesundheitsreferat die Beratungs- und Unterstützungsangebote nun gebündelt, damit möglichst viele Opfer medizinische und psychosoziale Hilfe erhalten nach so einer Gewalterfahrung.

Wichtig ist dabei stets: Absolute Vertraulichkeit sei garantiert, der Wille der Betroffenen werde immer respektiert, und es gebe auch konkrete Hilfen - von der Pille danach bis hin zu einem neuen, standardisierten Set für rechtssichere Spurensicherung. Dieses Set, so sagt Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek, sei in Zusammenarbeit mit den Münchner Kliniken erarbeitet worden, stehe seit April überall bereit, werde vom Gesundheitsreferat finanziert und allen Betroffenen unbedingt empfohlen. So könnten sie sich auch später noch zur Erstattung einer Strafanzeige entschließen, hätten durch diese sogenannte vertrauliche Spurensicherung aber gesicherte Beweise für ein Verfahren.

Aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht dürften Ärztinnen und Ärzte die Polizei nicht ohne das Einverständnis der Betroffenen informieren, betont Gesundheitsreferentin Zurek. Sie bestärkt "Frauen, die diese schreckliche Erfahrung machen", auch grundsätzlich darin, sich nach einer sexuellen Gewalterfahrung untersuchen zu lassen und Unterstützungsangebote wahrzunehmen, auch wenn dies schwer falle. "Es ist wichtig, dass etwaige Verletzungen versorgt, eine psychische Betreuung eingeleitet und einer unerwünschten Schwangerschaft oder Infektionen vorgebeugt wird".

Es gibt folgende Anlaufstellen in München für Opfer sexueller Gewalt: Beratungsstelle Frauennotruf (Telefon: 089/763737, E-Mail: info@frauennotruf-muenchen.de), Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen, Imma (089/2607531, beratungsstelle@imma.de). Für medizinische Fachkräfte und Kliniken beraten: Städtische Fachstelle Frau & Gesundheit und Gendermedizin, Gesundheitsreferat (089/233-47927, fachstellen.gsr@muenchen.de), Institut für Rechtsmedizin (089/218073011, Gewaltopfer.AMB@med.uni-muenchen.de). Genauere Informationen zu Anlaufstellen und Notdiensten, auch zu den jeweiligen Beratungszeiten, gibt es im Internet unter https://www.muenchen.de/leben/service/notdienste/maedchen-frauen.html

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