Verkehr in München:Es kracht wieder öfter

Verkehr in München: Einer von knapp 47 000 Verkehrsunfällen: So oft mussten Polizei und Rettungskräfte im vergangenen Jahr in München ausrücken.

Einer von knapp 47 000 Verkehrsunfällen: So oft mussten Polizei und Rettungskräfte im vergangenen Jahr in München ausrücken.

(Foto: Wolfgang Maria Weber/imago)

Seit es keine pandemiebedingten Einschränkungen mehr gibt, hat der Straßenverkehr im Raum München zugenommen. Damit steigt die Zahl der Unfälle - auch die der tödlichen.

Von Andreas Schubert

Raser, Alkohol, Leichtsinn: Am Montag hat Münchens stellvertretender Polizeipräsident Michael Dibowski die aktuelle Unfallstatistik vorgestellt. Und er hatte keine guten Nachrichten zu vermelden. Im Jahr 2022 registrierte das Polizeipräsidium in Stadt und Landkreis München knapp 47 000 Unfälle. Das sind zwar 7000 weniger als 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie. Aber es sind auch rund 3000 mehr, als im Jahr 2021 registriert wurden.

Bei jedem achten Unfall wurden Menschen verletzt. 22 kamen vergangenes Jahr bei 21 Unfällen ums Leben. Das ist ein Toter mehr als im Vergleichsjahr 2019. Im Corona-Jahr 2021 hatte es lediglich 14 Tote gegeben.

15 der tödlichen Verkehrsunfälle ereigneten sich im Stadtgebiet, sechs im Landkreis. Die Statistik zeigt einmal mehr, dass vor allem die Fahrradfahrer und Fußgänger besonders gefährdet sind. Sieben Radfahrende und drei Fußgänger starben 2022 im Stadtgebiet. Im Landkreis kamen zwei Radler und ein Passant ums Leben.

22 Tote: Das seien mehr als doppelt so viele, wie in München durch Kapitalverbrechen ums Leben kommen, sagte Dibowski, der gezielt darauf verzichtete, nur die Statistiken vorzustellen, sondern sich mit einem Appell an die Öffentlichkeit richtete. Nicht nur die Polizei und die Behörden seien bei der Verbesserung der Verkehrssicherheit gefordert, sondern auch die Verkehrsteilnehmer selbst. "Nach unserer Wahrnehmung greifen Egoismus und Rücksichtslosigkeit auch im Straßenverkehr leider immer weiter um sich und sind Ursache für viele und oft schwere Unfälle."

Er persönlich würde sich wünschen, so Dibowski, "dass wir wieder dazu kommen, was bereits im Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung steht: Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht". Dies würde allen viel Ärger und menschliches Leid ersparen.

Verkehr in München: Michael Dibowski, Vize-Präsident des Polizeipräsidiums München.

Michael Dibowski, Vize-Präsident des Polizeipräsidiums München.

(Foto: Polizei)

Einen inzwischen festen Platz in der Unfallstatistik nehmen die elektrisch betriebenen Tretroller ein, die sogenannten E-Scooter. 2022 kam es zu 532 registrierten Unfällen, das ist eine Zunahme von knapp 66 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 37 Menschen wurden dabei schwer verletzt. Bei fast jedem fünften Crash war Alkohol im Spiel. Nach wie vor wüssten viele Verkehrsteilnehmer nicht, dass für E-Scooter dieselben Alkoholgrenzen wie für Autos gelten, so Dibowski.

Alkohol als Unfallursache (572 Fälle) hat auch insgesamt zugenommen, um knapp 29 Prozent. Dagegen sind aufgrund überhöhter Geschwindigkeit nur 496 Unfälle passiert, das entspricht einem Rückgang um neun Prozent.

Seit der Schulunterricht wieder in Präsenz stattfindet, ist auch die Zahl der Schulwegunfälle wieder gestiegen - von 79 auf 103. "Glücklicherweise beklagen wir aber weiterhin keine Getöteten", so Dibowski. Auch die Zahl der schwer verletzten Kinder sei von neun auf vier zurückgegangen.

Mit Tempo 210 unterwegs

Häufig laufen Kinder einfach zwischen geparkten Autos auf die Fahrbahn und werden von den Autofahrern zu spät wahrgenommen. Wenn die Kinder dann noch über Kopfhörer laute Musik hören, nehmen sie auch Warnsignale nicht wahr. Vor einem Jahr etwa lief eine 13-Jährige in Bogenhausen vor eine Tram und wurde dabei leicht verletzt.

Eltern, die mit ihren Kindern das richtige Verhalten im Straßenverkehr übten, bekämen Unterstützung von der Polizei, etwa mit Schulwegtrainings oder Beratungen bei Elternabenden. Einen wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit leisteten auch die rund 540 Schulweghelfer, von denen es nach Ansicht Dibowskis mehr geben sollte. "Wir suchen händeringend Unterstützung in diesem Bereich."

Ein Dauerthema, das die Polizei ebenfalls beschäftigt, ist die Raserei auf den Straßen. 52 illegale Straßenrennen zählte das Polizeipräsidium vergangenes Jahr. Hotspots sind dabei lange und gerade Verkehrsachsen wie die Ludwig- und Leopoldstraße oder die Ingolstädter Straße. Insgesamt stellte die Polizei knapp 199 000 Geschwindigkeitsverstöße fest. Rund 50 000 Fahrerinnen oder Fahrer bekamen eine Anzeige, knapp 2600 ein Fahrverbot. Trauriger Rekordhalter war ein 58-jähriger Autofahrer, der mit Tempo 210 erwischt wurde, wo nur 100 erlaubt war.

Ein stadtweites Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde hält der stellvertretende Polizeichef übrigens nicht für sinnvoll. In Wohnstraßen und an Gefahrenstellen gelte bereits Tempo 30. An Durchgangsstraßen müsse der Verkehr fließen.

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