Tödlicher Streit in der Innenstadt:17-jähriger Schüler stirbt nach Stichverletzung

Tödlicher Streit in der Innenstadt: In der Herzog-Wilhelm-Straße, in der Münchner Altstadt, kam es am Karfreitag zu der tödlichen Auseinandersetzung.

In der Herzog-Wilhelm-Straße, in der Münchner Altstadt, kam es am Karfreitag zu der tödlichen Auseinandersetzung.

(Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Am Karfreitag wurden zwei Jugendliche mit einem spitzen Gegenstand verletzt, ein 17-Jähriger ist am Freitag an den Folgen gestorben.
  • Der mutmaßliche Täter ist zunächst geflüchtet, ist aber am Donnerstag nach einer internationalen Fahndung in Frankreich gefasst worden.
  • Offenbar war es zu einem Streit zwischen zwei Gruppen gekommen, in dessen Verlauf der 21-jährige Tatverdächtige mehrfach zugestoßen haben soll.

Von Martin Bernstein

Der Schüler, der am Karfreitag nach einem Streit in der Innenstadt niedergestochen worden war, ist am Freitag seinen schweren Verletzungen erlegen. Einen Tag zuvor hat die Polizei nach einer internationalen Fahndung den mutmaßlichen Täter gefasst - in Frankreich. Es handelt sich um einen 21-Jährigen. Sein Opfer wurde nur 17 Jahre alt. Der Streit mit schrecklichen Folgen hatte begonnen, als zwei Gruppen junger Leute zufällig aufeinander trafen und einer von ihnen glaubte, von dem 17-Jährigen mit dem Handy gefilmt worden zu sein.

Die Auseinandersetzung ereignete sich in der Herzog-Wilhelm-Straße in der Münchner Altstadt. Fünf junge Leute, unter ihnen der 17-jährige Schüler, wollten dort an einer Tankstelle Leergut abgeben. Unterwegs trafen sie auf zwei junge Männer und deren zwei Begleiterinnen. Wegen der angeblichen Handyaufnahmen warf ein 20-Jähriger eine geöffnete Getränkedose nach dem Schüler. Daraufhin kam es zu einem Gerangel, bei dem das Handy des 17-jährigen Bosniers zu Boden fiel. Weil der Bildschirm des Mobiltelefons dabei kaputtging, wollte der Schüler seinen Kontrahenten zur Rede stellen.

Ein Freund, 18, kam mit. Wieder kam es zu einem Handgemenge, bei dem der Schüler und sein Freund durch Schläge verletzt wurden. Plötzlich stach dann der 21-Jährige mit einem spitzen Gegenstand zu. Ob es sich bei der Tatwaffe um ein Messer handelte, konnte die Polizei am Sonntag noch nicht sagen. Beide Opfer gingen blutend zu Boden, der 17-Jährige verlor sofort das Bewusstsein. Offenbar hatte der Stich seine Halsschlagader verletzt. Verzweifelt versuchten seine Freunde, die Blutungen zu stillen. Unter laufender Reanimation kam der Jugendliche in eine Klinik. Zwei Wochen lang galt sein Zustand als äußerst kritisch. Am Freitag starb der Schüler.

Der mutmaßliche Haupttäter, sein Begleiter sowie die zwei Mädchen flohen nach der Auseinandersetzung. Schon bald hatte die Polizei aber eine Spur. Wie sie auf den jetzt festgenommenen 21-Jährigen kam, einen Afghanen, der 2016 nach Deutschland geflohen und in einer Unterkunft im Landkreis Starnberg gemeldet war, wollte die Polizei nicht verraten. Üblicherweise spielen dabei aber Aufnahmen von Videokameras und Recherchen in sozialen Netzwerken eine Rolle. Außerdem waren die Gesuchten für die Polizei keine Unbekannten.

Seit die beiden jungen Männer in Deutschland sind, sind sie mit mehreren Körperverletzungen, Diebstählen und Drogendelikten auffällig geworden. Die entscheidenden Hinweise kamen jedenfalls nicht von ihren Begleiterinnen. Trotz der Schwere der Tat, und obwohl sie als Zeuginnen öffentlich gesucht wurden, meldeten sich die zwei 17-jährigen Münchnerinnen nicht bei der Polizei.

Schnell war den Ermittlern klar: Der Tatverdächtige und sein 20 Jahre alter Freund aus dem Landkreis München, auch er ein afghanischer Flüchtling, könnten versuchen, das Land zu verlassen. Offenbar verfügten sie über Kontakte ins Ausland. Die Staatsanwaltschaft erließ daraufhin einen europäischen Haftbefehl. Am Donnerstag wurde der 21-Jährige von französischen Polizisten im Großraum Paris festgenommen, einen Tag später auch sein Freund. Der Fahndungserfolg ist laut Polizei "einer hervorragenden Zusammenarbeit" mit der Polizei des Nachbarlandes zu verdanken. Die beiden Männer warten nun auf ihre Auslieferung.

Anmerkung der Redaktion

In der Regel berichtet die SZ nicht über ethnische, religiöse oder nationale Zugehörigkeiten mutmaßlicher Straftäter. Wir weichen nur bei begründetem öffentlichen Interesse von dieser im Pressekodex vereinbarten Linie ab. Das kann bei außergewöhnlichen Straftaten wie Terroranschlägen oder Kapitalverbrechen der Fall sein oder bei Straftaten, die aus einer größeren Gruppe heraus begangen werden (wie Silvester 2015 in Köln). Ein öffentliches Interesse besteht auch bei Fahndungsaufrufen oder wenn die Biografie einer verdächtigen Person für die Straftat von Bedeutung ist. Wir entscheiden das im Einzelfall und sind grundsätzlich zurückhaltend, um keine Vorurteile gegenüber Minderheiten zu schüren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: