"Precobs":Polizei verzichtet auf Prognose-Software

Die Zahl der Einbrüche ist in München so stark zurückgegangen, dass die Prognose-Software "Precobs" nicht mehr zuverlässig vorhersagen kann, wo die Täter als nächstes zuschlagen könnten. (Foto: dpa)

Mit einem Computer-Programm sollten mögliche Einbruchsziele vorhergesagt werden. Nun gibt das LKA das Projekt wieder auf - weil es mittlerweile einfach zu wenige Taten gibt, mit denen die Software arbeiten könnte.

Von Joachim Mölter

Sieben Jahre nach Einführung der Computer-Software "Precobs" stellt die bayerische Polizei die Arbeit mit dem Programm wieder ein. Das teilte das federführende Bayerische Landeskriminalamt (LKA) am Mittwoch mit. Mithilfe von "Precobs" (Pre Crime Observation System - auf Deutsch etwa "vorbeugende Verbrechensbeobachtung") sollte zunächst in den Ballungsräumen München und Nürnberg versucht werden, potenzielle Schwerpunkte von Einbruchsdelikten vorherzusagen, um schneller reagieren zu können. Die Software basiert auf einem Phänomen, wonach es in zeitlicher und räumlicher Nähe von bestimmten Taten verstärkt zu Folgedelikten kommt - nämlich im Umkreis von 500 Metern und innerhalb von sieben Tagen.

Infolge des Corona-Lockdowns sei die Zahl der Wohnungseinbrüche im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 jedoch derart stark zurückgegangen, dass es nicht mehr genügend Fallzahlen gegeben habe für eine wissenschaftlich gesicherte Datengrundlage, erklärte ein LKA-Sprecher. Die vom System ausgelösten Alarme nahmen deshalb stark ab, sodass eine gezielte Einsatzsteuerung nicht mehr möglich war. Bei der Anwendung des Prognose-Programms hatte sich das LKA in den Vor-Corona-Jahren allein in München auf jeweils mehr als 5000 Einbrüche stützen können.

Weil "Precobs" auf Zahlen dieser Größenordnung eingerichtet war, sei es auch nicht möglich gewesen, es für andere, weniger häufig vorkommende Delikte zu nutzen, sagte der LKA-Sprecher. Und da der Lizenzvertrag für die Software ohnehin auslaufe, habe man sich nun entschlossen, ihn nicht mehr zu verlängern. Stattdessen will das Bayerische Landeskriminalamt nun selbst eine Methode entwickeln, die auch mit niedrigeren Fallzahlen funktioniert und die auch für andere Deliktbereiche geeignet ist.

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