Erneut hat sich in München eine blutige Beziehungstat ereignet: Ein 35 Jahre alter Mann hat am Montagnachmittag seine zwei Jahre ältere ehemalige Partnerin mit einem Messer niedergestochen und schwer verletzt. Die Polizei hat am Dienstagmittag Details zu dem Fall genannt, der sich in einem vierstöckigen Haus am Südende der Donnersbergerstraße in Neuhausen ereignete.
Der Messerattacke waren Übergriffe und Nachstellungen durch den Mann vorangegangen. Die 37-Jährige hatte deshalb bereits 2017 ein gerichtliches Kontaktverbot gegen ihren einstigen Freund erwirkt. Dennoch wurde der Mann, der seit seiner Kindheit in Deutschland lebt, schon vor einem Jahr ihr gegenüber erstmals gewalttätig. Wegen Körperverletzungs- und Diebstahlsedikten war der Mann polizeibekannt.
Am Montag half der Münchnerin das vom Gericht verfügte Kontaktverbot nicht. Ein Tritt, ein Krachen, Holz splitterte: Der Peiniger trat die Wohnungstür im ersten Stock ein. Mit einem Messer in der Hand drang der 35-Jährige, der nach Polizeiangaben als Koch und Dolmetscher arbeitet, gegen 15.50 Uhr in die Wohnung der Frau ein. Mit der Waffe stach der Mann zu und verletzte die Frau schwer im Bauchbereich.
Zum Glück für sein Opfer ließ er dann jedoch von der Frau ab. Die 37-Jährige konnte den Notruf der Polizei wählen, während der Täter daneben stand. Als die Beamten mit einem Großaufgebot eintrafen, stand der mutmaßliche Messerstecher vor dem Haus auf der Donnersbergerstraße und ließ sich widerstandslos festnehmen.
Die Frau wurde vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht. Lebensgefahr besteht nach Auskunft der behandelnden Ärzte und der Polizei nicht. Weil der Täter von seinem Opfer abließ, gehen die Strafverfolger derzeit "von einem Rücktritt von der Tötungsabsicht" aus. Die Staatsanwaltschaft München I hat einen Haftbefehl beantragt. Am Dienstagnachmittag stand der 35-Jährige vor dem Haftrichter im Polizeipräsidium. Der ordnete eine Untersuchungshaft wegen des Verdacht des versuchten Mordes an. Die Ermittlungen führt die Mordkommission der Münchner Kriminalpolizei.
Ein ganz ähnlicher Fall hatte sich erst am Samstagabend im Münchner Stadtteil Riem ereignet. Ein 63 Jahre alter Mann hatte dort in der Tiefgarage eines Wohnhauses auf seine frühere Freundin gewartet und wollte sie in ihre Wohnung begleiten. Als die Frau das jedoch ablehnte, stach der Mann mit einem Messer zu. Der mutmaßliche Täter wurde wenig später von der Polizei in einem Gebüsch gefasst.
Ebenfalls am Samstag hatte ein beängstigender Stalking-Fall in Neuperlach Aufsehen erregt. Ein 27-Jähriger, der einer Internetbekanntschaft massiv nachgestellt hatte, war trotz Platzverbots durch die Polizei und vorheriger Einweisung in eine Klinik über Balkone und Geländer fünf Stockwerke an der Außenfassade eines Hochhauses empor geklettert und war erst auf dem Balkon der von ihm terrorisierten Frau von Polizisten gestoppt worden.
Derartige Fälle sind indes nur die Spitze des Eisbergs. Gewaltdelikte gegen Frauen sind laut Kriminalstatistik meist Beziehungstaten. Im Jahr 2017 registrierte die Münchner Polizei 132 Stalking-Fälle. Die Dunkelziffer ist nach Expertenangaben jedoch weit höher. Bei Einsätzen wegen häuslicher Gewalt erteilten Beamte des Polizeipräsidiums vergangenes Jahr 996 Platzverweise und sprachen 1073 Kontaktverbote aus. 596 zivilrechtliche Schutzanordnungen nach dem Gewaltschutzgesetz wurden erlassen.