Polizei in München:Diebe machen Opfer mit ominösen Zigaretten bewusstlos

  • In letzter Zeit häufen sich in München Fälle, in denen Menschen mit Drogen betäubt und anschließend ausgeraubt werden.
  • In Berlin kennt die Polizei bereits diese Art des Diebstahls, sie warnt vor synthetischem Cannabis, das zu Ohnmacht oder sogar zum Tod führen kann.

Von Martin Bernstein

Ein Zug aus einer angebotenen Zigarette - schon gehen die Lichter aus. Wenn das betäubte Opfer dann wieder zu sich kommt, fehlen Brieftasche, Handy oder Wertgegenstände. K.o.-Kippen, eine neue Masche? Die für Rauschgiftdelikte zuständigen Münchner Kriminalpolizisten sagen nein, trotz eines aktuellen Falls aus dem Alten Botanischen Garten. Es gebe kein neues Phänomen, möglicherweise handle es sich um Schwankungen in der Zusammensetzung von Drogen, die als "Kräutermischungen" angeboten würden. Auffallend ist aber, dass sich ähnliche Fälle zuletzt häufen. Und dass die ominösen Zigaretten offenbar gezielt eingesetzt werden, um Opfer zu betäuben und auszurauben.

Am späten Samstagnachmittag entdeckten Passanten einen 23-Jährigen, der hilflos in der Schillerstraße lag. Als der junge Mann soweit wieder zu sich gekommen war, dass er Polizisten Auskunft geben konnte, erzählte er, er habe im Alten Botanischen Garten Drogen kaufen wollen. Er habe dort zwei dunkelhäutige Männer, einer von ihnen knapp 25 Jahre alt und mit auffälliger Igelfrisur, angesprochen. Ja, sie hätten "Kräutermischungen", erklärten die zwei und drehten ihrem Kunden zum Beweis einen Joint. Der 23-Jährige zog an der Zigarette und konnte sich bis zu seinem Erwachen in der etwa einen Kilometer entfernten Schillerstraße an nichts mehr erinnern. Sein Handy, so stellte er fest, war weg. Um Hinweise von Zeugen bittet das Kommissariat 21 im Polizeipräsidium, Telefon 089/2910-0.

Ähnliches war Ende Oktober einem 41 Jahre alten Mann aus dem Landkreis Starnberg im Nußbaumpark widerfahren. Als er sich beim Erwachen in einem Sandkasten wiederfand, fehlten ihm Mobiltelefon und Bargeld. Auf der Suche nach einem sexuellen Abenteuer hatte er in der Grünanlage hinter der Matthäuskirche einen Mann angesprochen, der ihm eine Zigarette anbot. Daraufhin verlor der Starnberger das Bewusstsein.

In derselben Nacht wurde ein 33-Jähriger im Vorraum einer Bankfiliale nahe dem Hauptbahnhof mit einer Kippe niedergestreckt. Nachdem er mehrere Male an der selbstgedrehten Zigarette gezogen hatte, wurde ihm schwindelig und er verlor kurz darauf das Bewusstsein. Als er einige Stunden später zu sich kam, fehlte sein Rucksack. In der folgenden Nacht kam der Mann wieder in den Vorraum der Bank - und entdeckte die Tatverdächtigen vom Vorabend. Die Polizei nahm drei Eritreer fest, 22, 21 und 12 Jahre alt.

In Berlin warnt die Polizei deshalb aktuell vor synthetischem Cannabis. Bei den Konsumenten verringere sich der Herzschlag und die Atmung. Schon nach wenigen Zügen fielen regelmäßig Konsumenten in Ohnmacht. Der Konsum könne tödlich enden, so die Berliner Polizei. In den vergangenen Wochen hatte es auch dort mehrere Überfälle mit Betäubungsjoints gegeben. Die umwerfenden Zigaretten erfüllen nach Einschätzung von Experten denselben Zweck wie das "Antanzen" von Opfern - sie dienen der Vorbereitung eines Diebstahls.

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