Coronavirus:Polizei nimmt Fälscher von Impfpässen fest

Coronavirus: Immer wieder stellt die Polizei gefälschte Impfpässe sicher.

Immer wieder stellt die Polizei gefälschte Impfpässe sicher.

(Foto: dpa)

Der Münchner soll im großen Stil manipulierte Impf- und Testnachweise verkauft haben. Doch die Ermittler müssen auch noch einen Fall aus den eigenen Reihen aufklären.

Von Martin Bernstein

Ein 33 Jahre alter Münchner hat offenbar Impfdokumente im großen Stil gefälscht. Von einer regelrechten "Fälscherwerkstatt" spricht die Polizei, die die Wohnung des Mannes im Münchner Westend sowie zwei Lagerräume am Montag durchsucht hat und dabei rund hundert Blanko-Impfpässe sowie ebenfalls gefälschte Testnachweise gefunden hat. Wie viele Dokumente der Mann bereits verkauft hat, ist noch offen. Mindestens einen Komplizen soll es nach Angaben eines Polizeisprechers geben. Die Ermittlungen stünden erst am Anfang.

Die Festnahme des mutmaßlichen Impfpassfälschers war ein Zufallstreffer. Zunächst hatte das für Betrugsdelikte zuständige Kommissariat 75 nämlich gegen den 33-jährigen Münchner ermittelt, weil dieser billige Wandersocken gefälscht und als Produkte einer renommierten Firma auf den Markt gebracht haben soll. Für die Kriminalpolizei sei der Tatverdächtige kein unbeschriebenes Blatt in diesem Metier, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch.

Gefälschte Impfpässe werden auf Telegram für 150 bis 200 Euro angeboten

Offenbar hat der Münchner aufgrund der aktuellen Corona-Situation sein Portfolio inzwischen erweitert. Als nämlich am Montag Polizisten Durchsuchungsbeschlüsse vollzogen, entdeckten sie in einer Lagerstätte neben gefälschten Markenwaren auch zahlreiche Blanko-Impfausweise sowie mehrere ebenfalls gefälschte Arztstempel und umfangreiches technisches Equipment. Bei den weiteren Ermittlungen fanden die Beamten heraus, dass der 33-Jährige die fertigen Impfpässe über das Internet verkaufte. Außerdem wurden Listen von Personen gefunden, "an die er ebenso gefälschte PCR-Tests ausgehändigt hatte", so die Polizei. "Nach ersten Erkenntnissen dürfte es sich bei dem Umfang der Verkäufe um ein größeres Ausmaß handeln."

Der 33-Jährige wurde nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft München I vorläufig festgenommen und nach Durchführung der polizeilichen Maßnahmen wieder entlassen. Die weiteren Ermittlungen hat das für Fälschungsdelikte zuständige Kommissariat 67 übernommen. Auch mögliche Zusammenhänge mit anderen Vorfällen der vergangenen Wochen werden laut Polizei nun untersucht. Die Staatsanwaltschaft München I prüft derzeit weitere Maßnahmen gegen den Tatverdächtigen, die Rede ist von einer Vermögensabschöpfung. Gefälschte Impfpässe werden auf Telegram derzeit für 150 bis 200 Euro angeboten.

Die Polizei muss auch intern ermitteln: Ein Beamter zeigte falsche Impfnachweise vor

Ein Fälschungsfall aus den eigenen Reihen beschäftigt die Münchner Polizei ebenfalls. Am 23. November hatte ein 57 Jahre alter Polizist einer Münchner Polizeiinspektion seinem Dienststellenleiter einen auf seinen Namen ausgestellten Impfpass vorgelegt, in dem zwei Corona-Schutzimpfungen vermerkt waren, die angeblich bei einem Münchner Impfzentrum erfolgt sein sollen. Die beiden Vermerke waren jedoch falsch.

Gegen den Beamten des mittleren Dienstes wurden nach Angaben von Polizeisprecher Andreas Franken daraufhin umgehend Ermittlungen wegen des Gebrauchs unrichtiger Gesundheitszeugnisse eingeleitet. Zuständig ist, wie immer wenn es strafrechtliche Vorwürfe gegen einen Polizisten gibt, die Abteilung für interne Ermittlungen beim Bayerischen Landeskriminalamt. Am Dienstag wurden Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt. Der 57-Jährige wurde mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert. "Bei der Münchner Polizei fehlt für ein solches Verhalten jedes Verständnis", so etwas könne "keinesfalls toleriert werden", heißt es in einer offiziellen Stellungnahme aus dem Präsidium. "Das konsequente Vorgehen der Ermittlungsbehörden zeigt den Umgang mit solchen Sachverhalten klar auf."

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