"Carlo Ferdinando Landolfi nella Contrada di Santa Margarita al segno della Sirena Milano 1758" - allein schon der Name ist eine Besonderheit, das Instrument sowieso: Denn bei dem Saiteninstrument handelt es sich um eine etwa 250 Jahre alte Geige im Wert von gut 100 000 Euro. Seit April ist das Instrument weg, vergessen in der S-Bahn. Nun fahndet die Bundespolizei nach dem Klangkörper; denn der Mann, der die Geige an sich genommen hat, wurde von der Videokamera im Zug gefilmt.
Besagte Geige befindet sich seit mehr als 25 Jahren in Besitz der Familie Altenberger. Brigitte Altenberger hatte das Instrument gekauft, gespielt hat es dann ihr Sohn Korbinian, in jungen Jahren als Wunderkind an der Violine gefeiert, heute Mitglied des BR-Symphonieorchesters.
Altenbergers Ehefrau ist auch Violonistin, unterrichtet an der Musikschule in Starnberg und war an jenem 16. April mit der Landolfi-Geige per S-Bahn nach Starnberg unterwegs. Die Geige lag samt Bögen, Schulterstütze und Kolophonium im Formgeigenkasten, den die 37-Jährige beim Einsteigen am Rosenheimer Platz über ihrem Sitzplatz in die Gepäckablage legte. Sie unterhielt sich beim Aussteigen in Starnberg mit einer Frau, war abgelenkt - und vergaß die teure Geige in der Gepäckablage.
Natürlich wurde die Polizei verständigt und alles versucht, doch die Geige blieb verschwunden. Die Bundespolizei wertete die Videoaufnahmen aus dem Zug aus. Und darauf ist zu sehen, wie gegen 14.10 Uhr ein Mann am Stachus in die nunmehr Richtung Ostbahnhof verkehrende S 6 einsteigt und den Geigenkasten an sich nimmt. Acht Minuten später steigt er damit am Ostbahnhof aus. Abgegeben wurde die Geige nicht - die Polizei geht von Unterschlagung aus. Der Wert von Geige und Bögen liegt bei etwa 120 000 Euro.
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Für Familie Altenberger allerdings hat die Geige einen hohen individuellen Wert. "Es ist ja nicht einfach, eine passende Geige zu finden", erzählt Brigitte Altenberger. Ihr Sohn sei am Boden zerstört gewesen, als er von dem Verlust erfuhr. Nun haben Eigentümer - und Versicherung - einen hohen Finderlohn ausgelobt. Freitagmorgen ging die Bundespolizei mit Fotos von Mann und Geige an die Öffentlichkeit, am Nachmittag meldeten sich schon die ersten Anrufer mit Hinweisen. "Unsere Beamten sind dabei, diese abzuklären", sagte Bundespolizeisprecher Wolfgang Hauner am Freitagabend.