Politiker-Derblecken:Nockherberg soll "für Kontroversen sorgen"

Pressekonferenz zum Salvator Anstich 2016 am 18.02. am Nockherberg

Die Crew für den Paulaner-Starkbieranstich, von links: Andreas Steinfatt, Thomas Lienenlüke, Luise Kinseher, Marcus H. Rosenmüller, Gerd Baumann, Nikola Norgauer (spielt Ursula von der Leyen), Michael Vogtmann und Paul Kaiser.

(Foto: Florian Peljak)

Zumindest haben sich das die Autoren des Singspiels vorgenommen: Sie wollen einen Blick ins bayerische Politikergehirn werfen und einen Über-Ich-Hofer schaffen.

Von Philipp Crone

Stark, aber bekömmlich werde es in diesem Jahr, heißt es am Donnerstagmittag bei der Pressekonferenz zum Politiker-Derblecken am kommenden Mittwoch. Gemeint ist zunächst das diesjährige Starkbier, nicht das Singspiel oder die Rede der Fastenpredigerin Luise Kinseher als Mama Bavaria. Die richtige Mischung aus Wucht und Bekömmlichkeit ist in diesem Jahr für die Paulaner-Brauer um Martin Zuber wahrscheinlich deutlich leichter zu finden als für die Kreativen.

Die Salvatorprobe auf dem Nockherberg lebt davon, dass die Boshaftigkeit der Pointen, mit denen in Rede und Singspiel auf die Politik eingedroschen wird, genau richtig dosiert ist. Sind die Pointen zu schwach, langweilen sich alle, inklusive der Derbleckten. Sind sie zu stark, was in den vergangenen Jahren nur ganz selten vorkam, fühlen sich die Politiker persönlich gekränkt und sind beleidigt.

Wie schwierig die richtige Dosierung der Kritik ist

Gerd Baumann, der für die Musik im Singspiel zuständig ist, sagt: "Es ist gar nicht so leicht, die Leute hart ranzunehmen." Denn oftmals perle Kritik auch ab, gerade Politiker müssen ja hart im Nehmen sein. Im vergangenen Jahr sei Horst Seehofer nach dem Singspiel einfach nur selig gewesen und habe sich nicht besonders hart attackiert gefühlt.

Das könnte sich ändern. Die vergangenen Monate sind für den Singspiel-Regisseur Marcus H. Rosenmüller, der sich über Seehofer wundert, eine Themen-Fundgrube gewesen. "Der hat ja das ganze Jahr so agiert, dass wir ihn diesmal noch mehr ins Zentrum rücken dürfen und man sich wundern darf, wie solche Aussagen zustande kommen." Insgesamt sei die politische Lage derzeit schon besonders schwierig, deshalb interessiere er sich besonders für die Kämpfe im Inneren der Politiker und im Speziellen bei Seehofer.

Um diese Kämpfe zu beschreiben und sichtbar zu machen, wird es zum einen ein Bühnenbild geben, in dem man "die reale Welt und die Gehirnwelt unterscheiden kann", sagt Rosenmüller. Außerdem wird Seehofer nicht nur wie zuletzt von Christoph Zrenner gespielt, sondern bekommt mit der Figur des Über-Ich-Hofer noch einen zweiten Mann an die Seite gestellt - so manifestiert sich also der spöttische Spitzname Drehhofer.

Was das Singspiel vermitteln soll

"Wir wollen zeigen, dass es keine leichte Aufgabe ist, die Politiker erfüllen müssen, aber dass es trotzdem sehr wundersam ist, was am Ende dabei rauskommt", sagt Rosenmüller. "Der Über-Ich-Hofer ist der Grund, warum Seehofer so agiert, wie er agiert". Die Figur wird von Paul Kaiser gespielt. Der Theater- und Filmschauspieler ("Tatort", "Polizeiruf") feiert damit seine Premiere auf dem Nockherberg.

Luise Kinseher, die in diesem Jahr zum sechsten Mal die Fastenpredigt hält, sagt: "Das letzte halbe Jahr war nicht begleitet von schönen Bildern und wunderbaren Worten der Regierungspartei. Das war schon teilweise heftig, was da kam." Da sei es gar nicht so leicht, den Humor zu behalten. Andererseits ist es zumindest bei der CSU einfach.

"Die muss man ja nicht derblecken, die muss man nur zitieren", sagt Kinseher, außerdem würden sie sich dauernd gegenseitig beschimpfen. Auch deshalb gibt es für das Singspiel einen weiteren neuen Darsteller. Michael Vogtmann ("Pfarrer Braun", "Bergdoktor") spielt Joachim Herrmann. Warum kommt nun Herrmann vor?

Was das Ziel des Teams ist

Singspiel-Autor Thomas Lienenlüke sagt: "Joachim Herrmann ist eine sehr dominante Figur in der bayerischen Politik, ein Stimmungsmacher, von der Attitüde her ein Gegenpol zu Söder, ein Rivale und damit eine sehr dankbare Figur." Den anderen Rivalen um Seehofers Nachfolge, Markus Söder, gespielt von Stephan Zinner, beschreibt Lienenlüke mit: "Man nimmt Zitate von ihm, schwächt sie ab und dann ist es lustig." Mittlerweile säße Söder nicht mehr im Hintern von Seehofer, sondern sei sich seiner Macht bewusst. Und das schlage sich auch im Singspiel nieder.

Das Ziel ist es für den kommenden Mittwochabend, sagt Luise Kinseher, "einen humorvollen Umgang mit Politik zu finden". Wobei Humor in der aktuellen Situation eben nicht mehr ausreicht, Paulaner-Chef und Nockherberg-Gastgeber Andreas Steinfatt will gar, dass die Angesprochenen hinterher sagen: "Prost, und dann ist's wieder gut."

Das ist dann für das Derblecken im Jahr 2016 doch deutlich zu harmlos und Rosenmüller schüttelt während Steinfatts Worten auch sofort den Kopf. Er sagt: "Na ja, wir hoffen, dass wir etwas verändern können und die Politiker auf einen guten Weg bringen." So kämpferisch war Rosenmüller bislang noch nie in seinen Ankündigungen, und er setzt noch einen drauf. "Wir haben in dem Jahr ein Stück entwickelt, das für Kontroversen sorgen wird."

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