Politik:Zu viele Hüte im Ring

Die Parteien nominieren dieser Tage ihre Kandidaten für die Landtagswahl. Gleich drei amtierende Abgeordnete müssen bangen: Mechthilde Wittmann (CSU) sowie Isabell Zacharias und Andreas Lotte von der SPD

Von Heiner Effern und Dominik Hutter

Bisheriger Rekordhalter ist die SPD im Stimmkreis Bogenhausen: Mindestens acht Genossen bewerben sich um die Nachfolge des früheren Münchner SPD-Chefs Hans-Ulrich Pfaffmann, der 2018 nicht mehr für den Landtag kandidieren will. So viele wie nirgend sonst. Prominente Namen sind nicht darunter - am ehesten kennt man noch den amtierenden Bezirksrat Mike Malm. SPD-Mitgliedern ist vielleicht Marko Poggenpohl von der SPD-internen Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) ein Begriff. Der Gegner von der CSU heißt, wie schon 2013, Robert Brannekämper. Dessen Chancen auf das Direktmandat im Stimmbezirk 102 gelten als gut. Denn nicht nur der bekannte SPD-Mann Pfaffmann hat das Feld geräumt. Ludwig Hartmann (Grüne), der bei der Wahl 2013 sehr ordentlich abgeschnitten hat, ist in den neuen Stimmkreis München-Mitte gewechselt. Für seine Nachfolge ist bislang kein prominenter Name im Gespräch.

Nach der Wahl ist vor der Wahl - wieder einmal. Während die politische Szene noch die Bundestagswahl aufarbeitet, laufen längst die Vorbereitungen für die Landtagswahl im kommenden Jahr. In den kommenden zwei Monaten geht der Großteil der Nominierungsversammlungen über die Bühne. Spannend wird das vor allem für die amtierenden Abgeordneten Mechthilde Wittmann (CSU), Isabell Zacharias und Andreas Lotte (beide SPD), denen innerparteiliche Konkurrenten das Mandat abnehmen wollen.

Die beim Münchner CSU-Bezirksvorstand in Ungnade gefallene Wittmann gilt parteiintern in ihrem bisherigen Stimmkreis Milbertshofen als chancenlos. Dort bewerben sich nach SZ-Informationen Evelyne Menges, die stellvertretende Vorsitzende der Rathausfraktion, und Alexander Rulitschka vom Bezirksausschuss Milbertshofen-Am Hart um die Kandidatur. Der Stimmkreis gilt für die CSU als ausgesprochen schwierig: Mit Ruth Waldmann (SPD) will die Gewinnerin des einzigen SPD-Direktmandats bei der Wahl 2013 erneut antreten, die Grünen werden wohl wieder durch ihre Landtags-Fraktionschefin Katharina Schulze vertreten. Nominiert ist allerdings noch niemand offiziell. Wittmann könnte dann nach Moosach ausweichen - allerdings muss der dortige CSU-Landtagsabgeordnete Joachim Unterländer erst erklären, ob er noch einmal antritt oder nicht. Welche Auswirkungen die aktuellen CSU-Querelen auf die Landtagsnominierungen haben, ist unklar; aller Voraussicht nach dürfte der Effekt jedoch überschaubar sein.

Isabell Zacharias, bislang Kandidatin in Schwabing, wird parteiintern von Lars Mentrup herausgefordert, dem Vorsitzenden ihres SPD-Ortsvereins Schwabing-Alte Heide. Eine Entscheidung fällt Ende November. Setzt sich Zacharias durch, treten im ohnehin umkämpften Schwabing gleich drei Bildungspolitiker an - neben der SPD-Politikerin der für dieses Ressort zuständige Minister Ludwig Spaenle (CSU) und der frühere FDP-Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch, der derzeit im Stadtrat sitzt. Chancen rechnet sich auch Christian Hierneis aus, München-Chef des Bunds Naturschutz, der in der Nachfolge der in den Bundestag gewechselten Grünen Margarete Bause kandidiert. Schwabing muss im Vergleich zur Landtagswahl 2013 einige zentrale Stadtteile an den neugegründeten Stimmkreis Mitte abgeben. Dies dürfte sowohl die SPD als auch die Grünen schwächen.

In vier Stimmkreisen rechnen sich die Grünen Chancen aus - mit prominenten Kandidaten

Das gilt auch für Hadern, das die traditionell wenig CSU-affine Schwanthalerhöhe verliert. Das ist gut für Amtsinhaber Georg Eisenreich (CSU) und schlecht für die SPD. Die muss sich zuvor jedoch noch zwischen Andreas Lotte (SPD) und seiner Gegenkandidatin Micky Wenngatz entscheiden. Wenngatz, bekannt für ihr Engagement in der Initiative "München ist bunt", hatte bereits 2013 Lotte herausgefordert. Damals ohne Erfolg.

Obwohl Landtagswahlen in Bayern nach anderen Regeln ablaufen als Bundestagswahlen, fühlen sich die Grünen nach ihrem guten Abschneiden am 24. September stark im Aufwind. Die Partei konzentriert sich deshalb vor allem auf vier Stimmkreise, die für die Öko-Partei aussichtsreich erscheinen. Neben Schwabing (Hierneis) und Milbertshofen (Schulze) sind dies Giesing, wo die jetzige Stadtrats-Fraktionschefin Gülseren Demirel antreten wird, und vor allem München-Mitte.

In dem neuen Stimmbezirk, der sich aus der Schwanthalerhöhe, der Isarvorstadt sowie Teilen von Au-Haidhausen und Giesing zusammensetzt, wurde diese Woche bereits Ludwig Hartmann nominiert, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag. Sein Gegner ist der CSU-Stadtrat Hans Theiss. Für die Sozialdemokraten haben bislang vier Bewerber ihren Hut in den Ring geworfen, darunter der stellvertretende SPD-Unterbezirkschef Roland Fischer, der schon mehrfach für den Bundestag kandidiert hat, und die Polizistin Christiane Kern. Der Zuschnitt dieses Stimmkreises wird von SPD und Grünen kritisiert, sie vermuten eine durch die CSU-Mehrheit auf Landesebene bewusst herbeigeführte Konzentration linker Wählerstimmen in nur einem Stimmkreis - zu Lasten der umliegenden.

Weitere bekannte Landtagskandidaten sind der stellvertretende CSU-Generalsekretär Markus Blume und SPD-Landtags-Fraktionschef Markus Rinderspacher (beide Ramersdorf). Otmar Bernhard (CSU) tritt in Pasing wieder an.

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