Politik:"Keiner ist so bei den Leuten wie Christoph Göbel"

Die Kreisdelegierten der CSU nominieren den Landrat mit 186 von 188 Stimmen für die Wahl in einem Jahr

Von Martin Mühlfenzl

Das Kleeblatt ist zwar grün. Doch für die Schwarzen im Landkreis besitzt es eine besondere Symbolkraft. Es steht für Macht - und für Rückeroberung. Der Haarer Landtagsabgeordnete Ernst Weidenbusch beschwört gerne die Geschichte, wie aus einem dreiblättrigen Kleeblatt wieder eines mit vier Blättern wurde, damals im Frühjahr 2014, als Christoph Göbel das Landratsamt wieder für die CSU zurückgewinnen konnte. Nach sechs Jahren roter Herrschaft in Person der Sozialdemokratin Johanna Rumschöttel.

Seitdem symbolisieren die direkt gewählten Landtagsabgeordneten Kerstin Schreyer und Weidenbusch, der Bundestagsabgeordnete Florian Hahn und Landrat Göbel das schwarze Kleeblatt - und die Vormachtstellung der CSU im Landkreis. Und das soll dem Willen der Partei nach auch über das Frühjahr 2020 hinaus so bleiben. Mit 186 von 188 Stimmen haben die Delegierten bei der Kreisversammlung in Aschheim am Samstagvormittag Göbel erneut zum Kandidaten für das Amt des Landrats nominiert.

Politik: Beide Daumen hoch: Landrat Christoph Göbel nach seiner Nominierung durch die Kreisdelegierten in Aschheim.

Beide Daumen hoch: Landrat Christoph Göbel nach seiner Nominierung durch die Kreisdelegierten in Aschheim.

(Foto: Claus Schunk)

Für die CSU war diese Nominierung eine Machtdemonstration. Mit Blick in den voll besetzten Saal des Feststadls sagte der Kreisvorsitzende Hahn: "Das bekommt doch keine andere Partei im Landkreis hin." Auch nicht die Grünen, die der Bundestagsabgeordnete offensichtlich als neuen Gegner ausgemacht hat und gleich darauf ins Visier nahm. "Diese Partei wird immer noch von Ideologen getrieben", so Hahn. "Wir müssen uns mit Inhalten auseinandersetzen, nicht mit irgendwelchen auf hip und medial getrimmten Kandidaten."

Der Tanker, wie der CSU-Kreisverband gerne intern genant wird, nimmt langsam Fahrt auf im heraufziehenden Wahlkampf. Schließlich stehen vor den Kommunalwahlen noch die Europawahlen im Mai an. Und Europa will Hahn keinesfalls denjenigen überlassen, "die es rückabwickeln wollen". Die CSU wolle ein Europa, das die Bürger stark mache, sagte Hahn in Aschheim.

Und die CSU im Landkreis will weiter einen starken Landrat - und der kann dem Selbstverständnis der Partei nach nur aus der CSU kommen. Dem Vorwurf - vor allem vom bereits nominierten Grünen-Landratskandidaten Christoph Nadler und der stellvertretenden Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche (SPD) - es würden auf Kreisebene zwar viele Ideen entwickelt, aber kaum Projekte umgesetzt, trat Göbel in Aschheim vehement entgegen.

JU-Chefin bleibt

Auch der Nachwuchs der CSU geht im Landkreis München mit bewährtem Personal in die anstehenden Wahlkämpfe. Am vergangenem Freitagabend wurde Nicola Gehringer für weitere zwei Jahre als Vorsitzende der Jungen Union München-Land bestätigt. Die Kreisrätin aus Neubiberg erhielt bei ihrer Wiederwahl 97 Prozent der Stimmen. Nicola Gehringer stehen künftig vier Stellvertreter zur Seite: Florian Keil, Annabella Wünsche, Michael Dirl und Jan Kämmerer. Zum Schatzmeister bestimmten die Delegierte Julian Schulz. Spannend dürfte werden, wie sich die Junge Union im Landkreis München bei der Vergabe der Listenplätze für den Kreistag bei der Kommunalwahl positionieren wird. Bisher sitzen unter anderem Nicola Gehringer, Lorena Allwein und Thomas Pardeller für den CSU-Nachwuchs in dem Kreistags-Gremium. müh

Es war ein leidenschaftlicher Auftritt eines Landrats, der die kommunale Selbstverwaltung und Gestaltungskraft der Städte, Gemeinden und Landkreise pries - und dabei die eigenen Erfolge betonte: Das erfolgreiche Management in den Jahren, als auch den Landkreis München Tausende Geflüchtete erreichten. Und die millionenschweren Investitionen in den Ausbau der Schullandschaft, insbesondere der Gymnasien. Göbel machte aber auch deutlich, dass wohl kaum ein Landkreis vor derartigen Herausforderungen steht wie der Landkreis München. Dabei spannte er den großen Bogen vom anhaltend hohen Zuzug, dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum über die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund, die Entwicklung neuer Mobilitätskonzepte, die höchste Übertrittsquote auf die Gymnasien in ganz Bayern bis hin zum Klimaschutz. Der Landkreis könne und müsse Lösungen im Kleinen entwickeln, sagte Christoph Göbel. Er sieht aber auch die große Politik in der Pflicht. Dass es immer noch Tafeln, Tische, Mahlzeitpatenschaften gebe, sei "ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft", sagte er. "Natürlich freuen wir uns über die vielen Ehrenamtlichen", betonte er, aber eigentlich dürfe es diese Einrichtungen nicht geben.

Warum Christoph Göbel für sie weiter der richtige Landrat ist, machte Staatsministerin Kerstin Schreyer mit einem Zitat eines Parteikollegen deutlich. "Bleibt's bei de Leid", habe der Oberhachinger Bürgermeister Stefan Schelle gesagt, so Schreyer. "Und keiner ist so bei den Leuten wie Christoph Göbel." Göbel selbst sagte, er und seine Partei müssten den Menschen ins Zentrum des eigenen Handelns setzen. Und dabei auch Kompromisse mit den politischen Mitbewerbern suchen und eingehen - vor allem auf kommunaler Ebene. "Wir wollen auch die großen Mehrheiten suchen", sagte Göbel.

Darauf ist die CSU im Kreistag bisher auch angewiesen. Zwar konnten sich die Christsozialen bei der Kreistagswahl von vor fünf Jahren im Vergleich zur Wahl 2008 leicht auf 41,5 Prozent verbessern und stellen die mit Abstand größte Fraktion. Zur absoluten Mehrheit reichte es aber nicht. Mit Veränderungen müssten aber nicht nur Parteien zurecht kommen, sagte Christoph Göbel: "Wir müssen akzeptieren, dass sich die Welt verändert hat." Wichtig sei heute mehr denn je, die Eigenverantwortung der Menschen zu stärken. Er, Christoph Göbel, wolle sich dieser Verantwortung weiter stellen, sagte der Landrat beide Daumen in die Höhe gereckt. Und weiter Teil des vierblättrigen Kleeblatts sein.

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