Süddeutsche Zeitung

Großprojekt in der Isarvorstadt:Warum der Südbahnhof zunächst ohne U- und S-Bahn-Anschluss bleibt

Den neuen Halt an der Poccistraße sollen erst einmal nur Regionalbahnen anfahren. Die Züge nutzen das vorhandene Gleis, Fußgänger kommen über einen Trog und eine Unterführung ans Ziel. Für weitere Verbesserungen fehlt das Geld.

Von Julian Raff

Mit dem Start der Planfeststellung im kommenden Jahr könnte der geplante Südbahnhof an der Poccistraße bis Ende des Jahrzehnts entstehen - wenn auch zunächst in der kleineren Variante eines Regionalbahn-Halts und nicht als großer Knotenpunkt mit Anbindung an die S-Bahn und drei U-Bahn-Linien. Bahn und Stadt bevorzugen eine schlanke Planung, wollen die vorhandene Gleisanlage nutzen, anstatt im Norden ein Gleis abzubauen und ein Stück nach Süden zu verschieben.

Diese Verschiebung hatte der Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt angeregt - vor allem um Platz für einen durchgehenden Fuß- und Radweg zu gewinnen. Die "erheblichen Kosten" einer solchen Umplanung stünden indes "in keinem Verhältnis zum Projektvolumen" von derzeit 60 Millionen Euro, heißt es im Antwortschreiben des Mobilitätsreferats. Zudem würde dann die "angespannte Betriebssituation" auf dem Bahn-Südring weiter verschärft.

Die Lokalpolitiker sehen die Dinge anders: Laut Verkehrsexperte Paul Bickelbacher (Grüne) würden die südlichen Gleise vor allem von dauerhaft abgestellten, alten Zügen belegt. Zudem kritisiert er, dass Stadt und Bahn bei der Erschließung des Bahn-Halts zu kurz springen würden. Von der Lindwurmstraße her plant die DB einen 160 Meter langen Trog, der im Tunnel zum Bahnsteig enden soll. Weiter östlich steuert die Stadt eine gut drei Millionen Euro teure zweite Unterführung bei, erreichbar über einen Durchgang zwischen Kreisverwaltungsreferat und Luise-Kulturzentrum.

Der Weg erschließt vor allem die Kultureinrichtungen und geplanten Wohnungen auf dem Viehhof-Gelände. Er wird aber nicht per Treppe an den Trog angebunden, da das Kreisverwaltungsreferat hierfür keinen Grund zur Verfügung stellen will. Auch Parkplätze will die Behörde nicht opfern, obwohl eine Tiefgarage zur Verfügung steht.

Tatsächlich dürfte sich der Fußgänger-Hauptstrom erst einmal in Richtung Westen, zur Lindwurmstraße bewegen. Allerdings setzen Bickelbacher und der BA darauf, dass sich dies in Zukunft mit dem Bau der U9 und einer gemeinsamen Station Impler-/Poccistraße ändern könnte, auch wenn beides längst noch nicht spruchreif ist. Auch der Lärmschutz könne zum Problem werden: Studien hätten gezeigt, dass der Regio-Halt höhere Immissionen in die Fleischer- und Grimmstraße bringen werde. Die Bahn will den Lärmschutz aber erst angehen, wenn Grenzwerte tatsächlich überschritten werden.

Im positiven Sinne offen bleibt die Planung für einen späteren S-Bahn-Anschluss, wie ihn auch der BA Sendling fordert. Allerdings müsste der Bahnsteig dann für den barrierefreien Einstieg in die S-Bahn um 20 Zentimeter angehoben werden.

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