"Pneuma World" in der Muffathalle:Im Herz der Kreatur

"Pneuma World" in der Muffathalle: "Pneuma World" nennt Chicco MacMurtrie seine seltsamen Roboterskulpturen.

"Pneuma World" nennt Chicco MacMurtrie seine seltsamen Roboterskulpturen.

Der amerikanische Künstler Chico MacMurtrie stellt in der Muffathalle seine "Pneuma World" vor.

Von Evelyn Vogel

Von weitem betrachtet, scheint es zu atmen. Langsam erhebt es sich, dehnt und reckt und streckt sich, pumpt sich auf, zieht sich zusammen. Erst von nahem erkennt man, dass nichts als Luft dahintersteckt - Pressluft! Damit erweckt der amerikanische Künstler Chico MacMurtrie seine seltsam amorphen Gebilde zum Leben. Wie Tentakel schlenkern die Gliedmaßen hin und her, wölben sich nach oben, senken sich von der Decke herab - um alsbald in scheinbarer Schockstarre zu verharren.

"Pneuma World" nennt MacMurtrie die kinetischen Kompositionen aus Bewegung, Klang, Form und Volumen, die er gemeinsam mit dem Künstlerkollektiv Amorphic Robot Works, kurz ARW, geschaffen hat. Die Objekte aus der Serie "Inflatable Architectural Bodies" hat er in der Muffathalle installiert, wo er sie eine Woche lang präsentieren wird.

"Pneuma World" in der Muffathalle: Wie Tentakel schlenkern die Gliedmaßen hin und her, auf und ab, wölben sich nach oben, senken sich von der Decke herab und verharren dann alsbald in scheinbarer Schockstarre.

Wie Tentakel schlenkern die Gliedmaßen hin und her, auf und ab, wölben sich nach oben, senken sich von der Decke herab und verharren dann alsbald in scheinbarer Schockstarre.

Pneumatisch angetrieben und computergesteuert ähneln die luziden Körper aus miteinander verbundenen Geweberöhren seltsamen organischen Mikroorganismen oder fremdartigen Bewohnern einer lichtlosen, verborgenen Tiefseewelt, die im Scheinwerferlicht und unter tausendfacher Vergrößerung sichtbar gemacht wurden. Chico MacMurtrie arbeitet seit den Achtzigerjahren an seinen Roboterskulpturen. Er wurde für die Objekte, mit denen er sich an der Schnittstelle zwischen Skulptur, Medienkunst, Installation und Performance bewegt, nicht nur viel beachtet, sondern auch vielfach ausgezeichnet, war in Museen und bei Biennalen zu Gast. Seine Roboterwelt hat er aber auch schon in der Münchner Muffathalle vor einigen Jahren gezeigt.

Erst kürzlich wurde er von der Guggenheim Stiftung für sein Projekt "Border Crossers", einer Serie leichtgewichtiger Roboterskulpturen, die die Grenze zwischen den USA und Mexiko sowie Staatsgrenzen weltweit überschreiten sollen, ausgezeichnet. MacMurtrie arbeitet in einer ehemaligen Seefahrer-Kirche in Brooklyn, die er Robotic-Church nennt. Das Künstlerkollektiv ARW besteht aus Künstlern, Technikern, Musikern und Wissenschaftlern.

Für die "Inflatable Architectural Bodies" haben sie sich mit einer Textilfirma zusammen getan, die an extrem stabilem, synthetischem Gewebe geforscht hat. MacMurtrie erforscht seit Jahren organisches Lebensformen, deren Geometrie und molekulare Struktur als Grundlage für die "Pneuma World" dienen. Wenn man sich zwischen den seltsamen Raumgebilden Chico MacMurtries bewegt, kann man mit ein bisschen Phantasie in den Objekten bedrohliche Ungeheuer sehen, die einen umarmen und erdrücken wollen. Kein Grund, den Atem anzuhalten. Ist ja alles nur Pressluft.

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