Pliening:Nachhilfestudio in der Hand von Scientology

Scientology betreibt nach Beobachtungen des Verfassungsschutzes eine sogenannte Lernakademie in Pliening. Für die Elterninitiative sind die Aktivitäten ein "rotes Tuch".

Christoph Kappes

Der bayerische Verfassungsschutz warnt in seinem jüngst veröffentlichten Bericht vor Aktivitäten der Scientology-Organisation in Pliening: Demnach wird in der Gemeinde ein Nachhilfestudio betrieben, unter dessen Adresse eine "ranghohe Scientologin" wohne. Elternvertreter berichten, die Organisation sei für viele in der Gemeinde schon seit Jahren "ein rotes Tuch".

Die im Gemeindegebiet Pliening wohnhafte Scientologin ist laut Verfassungsschutzbericht seit längerem "für die SO (Scientology-Organisation, Anm. d. Red.) im Bereich Kinder- und Jugendarbeit tätig". Aufmerksam wurden die Verfassungsschützer durch Flugblätter, die im vergangenen Sommer für eine "Lernakademie" warben und über die es eine Beschwerde aus dem Plieninger Elternbeirat gab, wie ein Sprecher des Innenministeriums berichtet.

Eine entsprechende Überprüfung habe Hinweise auf Scientology bestätigt. Daraufhin sei das Kultusministerium unterrichtet worden, das wiederum die Schulen über den Hintergrund der "Lernakademie" informierte.

Der Betreiber der "Lernakademie" teilte auf Anfrage der SZ mit, er stehe vor Freitag nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung. "Diese Lernakademie existiert in Gelting", bestätigt Max Huber, stellvertretender Vorsitzender des Plieninger Elternbeirats und Gemeinderatsmitglied für die Wählergruppe Gelting. Die Werbezettel für das Nachhilfestudio kursieren laut Huber schon seit längerer Zeit im Landkreis, im Juli 2008 seien sie dann erstmals auch in Briefkästen aufgetaucht. Daraufhin kam es zur Beschwerde aus dem Elternbeirat beim Verfassungsschutz, allerdings nicht vonseiten der Vorsitzenden, betont Huber.

Laut Huber macht der Betreiber des Lernstudios kein Hehl aus seiner Zugehörigkeit zu Scientology. Eine Einladung, die "Lernakademie" zu besichtigten, lehnte Huber allerdings ab: Er wolle nicht Gefahr laufen, "als Gemeinderat und Elternbeiratsvorsitzender Werbung" zu machen. Man wolle die Sache jedenfalls "nicht an die große Glocke" hängen: "Die Leute wissen, was dahinter steht, danach können sie sich richten", sagt Huber. Manche scheuten auch deshalb eine Auseinandersetzung, weil sie fürchteten, das könnte "gefährlich mit denen" werden.

AuchAnnette Stadler, Vorsitzende der Elterninitiative Pliening, beobachtet schon seit längerem Aktivitäten der Scientology-Organisation. So sei vor Jahren bekannt geworden, dass eine Geltinger Ballettlehrerin Mitglied der Organisation sei. Laut Stadler bat eine Scientology-Familie auch um Aufnahme in die Elterninitiative: Nachdem man aber mehrfach Vorbehalte signalisierte, sei der Antrag wieder zurückgezogen worden.

Die Eltern in Pliening seien jedenfalls für das Thema "sensibilisiert". "Wir sind alle hellhörig". Wie aktiv die Organisation derzeit in der Gemeinde sei, wisse sie nicht zu sagen. Doch auch Stadler haben die Flugblätter aufgeschreckt: "Das ist ein rotes Tuch für uns."

Eva Strauß, unabhängige Gemeinderätin und Jugendreferentin, beschäftigt das "Thema Scientology schon lange". Allerdings könne auch sie über keine aktuellen Vorfälle berichten, die Aufregung verursachten. Trotzdem herrsche "unter Eltern große Sorge".

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